Dargestellt ist „Camilla, die Tochter von Sultan Soliman“ („Camilla Solymanni Turcarum Imperatoris filia“). Sie ist die mittlere Figur aus einer Dreiergruppe auf Folio 41 von Boissards Buch "Habitvs Variarum Orbis Gentium [...]" umgeben von einer „Edelfrau aus Caramanien“ in Kleinasien („Nobilis foemina ex Caramania“) und einer „türkischen Fürstin“ („Princeps foemina Turcia“). Die Grundhaltung ist genau übernommen; einzig der auf der Graphik hochgehaltene Wedel ist herabgelassen. Das in der Vorlage mit reichem Karomuster versehene Gewand wurde von della Bella stark vereinfacht.
Diese oder eine ähnliche Studie könnte della Bella als Vorlage für seine Spielkarte mit der Darstellung der Königin „Esther“ genommen haben (de Vesme/Massar 634).(Anm. 1) Vor allem der Oberkörper und der Kopf mit dem ungewöhnlichen Haarschmuck sind sehr ähnlich. Die Karte gehört zu einer Folge von 52 Motiven berühmter Königinnen (de Vesme/Massar 648–687); sie wurde für den jungen Herrscher Ludwig XIV. (reg. 1643–1715) entworfen, um ihm auf spielerische Weise geschichtliche Kenntnisse zu vermitteln.(Anm. 2)

David Klemm

1 Der Aufdruck der entsprechenden Karte lautet „Ester[sic]“; Alexandre de Vesme, Phyllis Dearborn Massar: Stefano della Bella. Catalogue Raisonné, Alexandre de Vesme with Introduction and Additions by Phyllis Dearborn Massar, New York 1971, Bd. I, Nr. 634.
2 Alexandre de Vesme, Phyllis Dearborn Massar: Stefano della Bella. Catalogue Raisonné, Alexandre de Vesme with Introduction and Additions by Phyllis Dearborn Massar, New York 1971, Bd. I, Nr. 648-687.