Pieter Neefs (der Ältere), ehemals zugeschrieben
Das Innere einer gotischen Kirche,
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Pieter Neefs (der Ältere), ehemals zugeschrieben

Das Innere einer gotischen Kirche,

Pieter Neefs (der Ältere), ehemals zugeschrieben

Das Innere einer gotischen Kirche

In der Auflistung der wenigen authentischen Neefs-Zeichnungen wurde das Hamburger Blatt von Carlos van Hasselt nicht berücksichtigt.(Anm.1 Dies ist sicher nicht nur auf die Aufbewahrung in dem selten konsultierten „Format 2“ zurückzuführen, sondern basiert auch auf stilistischen Differenzen zu sicheren Zeichnungen des flämischen Künstlers.(Anm.2)
Ungewöhnlich ist die dargestellte Architektur: Der Blick führt durch ein kurzes, in der Höhe überdimensioniertes Querschiff auf einen vergleichsweise schmalen Chor. Möglicherweise handelt es sich um eine Phantasiearchitektur mit Anklängen an die Netzrippenstruktur süddeutscher Hallenkirchen.(Anm.3) Befremdlich wirkt in diesem Zusammenhang auch das Verhältnis zwischen Raum und Mensch: Die kleinen Nischenskulpturen sind von nahezu gleicher Größe wie die links eintretende Person.
Ein möglicher Bezug zu deutschen Nachfolgern des holländischen Kircheninteurieurs wie Johann Ludwig Ernst Morgenstern (1738–1819), Georg Heinrich Hergenröder (1736–1794) oder Christian Stöcklin (1741–1795) wurde von Marijke de Kinkelder vorgeschlagen.(Anm.4) In jedem Fall diente das Hamburger Blatt wohl als direkte Vorlage für eine gemalte Komposition. Darauf deuten nicht nur das große Format, sondern auch die Rasterung des Blattes sowie die Nummerierung einzelner Figuren. Ein entsprechendes Bild konnte der Zeichnung bislang nicht zugeordnet werden.

1 Vgl. Van Hasselt, in: Flemish Drawings of the Seventeenth Century from the Collection of Frits Lugt, Ausst.-Kat. London/Paris/Bern/Brüssel, Gent 1972, S. 76–77.
2 Etwas breiter gearbeitet ist die 1638 datierende Zeichnung in Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 5234, Flemish Drawings of the Seventeenth Century from the Collection of Frits Lugt, Ausst.-Kat. London/Paris/Bern/Brüssel, Gent 1972, Nr. 57. Deutlich flüchtiger zu Papier gebracht sind die Federskizzen in den Staatlichen Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, KdZ 5462, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 198, und Düsseldorf, museum kunst palast, Sammlung der Kunstakademie (NRW), Inv.-Nr. FP 4841, Eckhard Schaar: Niederländische Handzeichnungen 1500-1800 aus dem Kunstmuseum Düsseldorf, Ausst.-Kat. Düsseldorf, Städtische Kunsthalle, Düsseldorf 1968, Nr. 82. Eine ebenfalls quadrierte und sorgfältiger gearbeitete Zeichnung in den Staatlichen Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, KdZ 1555, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 198, Corpus Gernsheim 49 643 – Vorlage für ein Gemälde in der Sammlung der Marquess of Salisbury, Hatfield House – ist mit 148 x 196 mm deutlich kleiner als das vorliegende Blatt.
3 In der Rippenstruktur finden sich Anklänge an das Gewölbe des Freiburger Münsters; vgl. auch die Pfarrkirche im österreichischen Purgstall, Rosenauer (Hrsg.) 2003, S. 202, Abb. 10.
4 Mündlich, 12. 5. 2009, auf Grundlage einer Digitalphotographie. Die Kircheninterieurs dieser Künstler sind im Unterschied zu der vorliegenden Zeichnung in der Regel reich staffiert.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Über den Heiligenfiguren in den Nischen der Seitenwand bezeichnet, links: "1, 2"; bei den Chorfenstern: "3, 4, 5, 6, 7, 8"; bei den Fenstern r.: "9, 10"; über den Heiligenfiguren in den Nischen der Rückwand bzw. den Chorfenstern: "I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X"; u. neben den Rasterlinien, v. l.: "1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15" (alles mit Graphit)

Auf dem Verso auf dem Kaschierpapier Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); auf dem alten Untersatzbogen unten links bezeichnet: "Saenredam f. 16.9 18.0" (Bleistift); in der Mitte bzeichnet: "Peter Neefs f. / Zu Antwerpen. Geb: um Ao 1580" (Bleistift); unten rechts bezeichnet: "h 435 br 451" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

nicht feststellbar
nicht feststellbar

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 87 als "P. Saenredam": "Ansicht des {Seitenschiffs} Chores einer hochgewölbten gothischen, mit Bildsäulen geschmückten Kirche, mit einem Blick in ein Seitengewölbe {Von sauberer Ausführung} Mit Feder Tusche und Bister sauber beendigt. 16.9.18.0"; NH Ad: 02: 01, S. 299); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.401-402, Nr.709