Pier Leone Ghezzi
Selbstbildnis, 1717
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Pier Leone Ghezzi

Selbstbildnis, 1717

Pier Leone Ghezzi

Selbstbildnis, 1717

Der leger mit einem Morgenrock bekleidete Pier Leone Ghezzi zeigt sich bemerkenswerterweise nicht als Maler oder Zeichner, sondern als Freund antiker Gemmen. Diese Selbstdarstellung spielt auf Ghezzis ausgeprägtes Interesse an archäologischen Themen im Allgemeinen und Gemmen im Speziellen an. Ghezzi gehörte, wie er es in seiner berühmten Wiener Zeichnung dokumentierte, zum Kreis der vom Baron Stosch angeführten römischen Antiquare.(Anm.1) Er pflegte jedoch nicht nur die Diskussion mit Gleichgesinnten, sondern handelte in der Via Giulia auch mit Antiken. Möglicherweise war das großformatige Blatt in dieser speziellen Darstellungsform als Geschenk für einen seiner römischen Freunde gedacht.
Dass es sich um ein Selbstporträt Ghezzis handelt, wird nicht nur durch die Inschrift, sondern auch durch den Vergleich mit anderen Selbstbildnissen bestätigt. Interessant ist in dieser Hinsicht vor allem das Stockholmer Porträt, das zur Sammlung von Künstlerbildnissen des Nicola Pio gehörte.(Anm.2) Es zeigt den Künstler als Maler, wobei die im Vergleich zum Hamburger Porträt fast identisch postierte rechte Hand dort anstelle der Gemme einen Pinsel hält.
Das Blatt gehörte möglicherweise zur Sammlung der Künstlerselbstbildnisse, des Niccolò Gabburri, aus der Charles Rogers einen größeren Bestand – wohl von William Kent – übernommen hat.(Anm.3) Zwar sind zahlreiche von dessen Blättern aufwendig gerahmt worden, doch lassen sich auch mehrere einfach montierte Zeichnungen nachweisen.(Anm.4)

David Klemm

1 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 1265; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. II (Inv. 1201-2400), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 34, Wien, Köln, Weimar 1994, S. 689.
2 Stockholm, Nationalmuseum, Inv.-Nr. NM 654/1863; Per Bjurström: Nicola Pio as a Collector of Drawings, Stockholm 1995, S. 96.
3 Vgl. die Angaben bei Baldassare Franceschini, Inv.-Nr. 21208.
4 Vgl. Nicholas Turner: The Gabburri/Rogers Series of Drawn Self-Portraits and Portraits of Artists: in: Journal of the History of Collections 5, 1993, Nr. 2, S. 179-216, S. 179–216.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Am linken unteren Rand Stempel der Sammlung Rogers (L. 624); unten bezeichnet: "Ritratto del Cavalier Pier Leone Ghezzi Pittore Romano disegnato da lui medesimo nell'anno 1717 =" (Feder in Schwarz); oberhalb davon in schwacher Bleistiftschrift bezeichnet: "Portrait d .... Pietro Leone Ghezzi"; auf dem Verso in der Mitte Stempel der Sammlung MacGowan (L. 1496); unterhalb davon Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Lilie im Kreis, darüber Buchstabe „V“; nicht identifiziert.

Provenienz

Francesco Maria Niccolò Gabburi (1676-1742)[?], Florenz (nicht bei Lugt), William Kent[?], London (nicht bei Lugt); John MacGowan (zweite Hälfte 18. Jh.), Edinburgh (L. 1496); Charles Rogers (1711-1784), London (L. 624); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 04 : 01, S. 64, Nr. G 189 (als Pier Leone Ghezzi); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.188-189, Nr.242