Philipp Otto Runge
Die zwei Rosengenien links und das Kind auf der Wiese (Studie zum Gemälde "Der große Morgen"), 1808
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Philipp Otto Runge

Die zwei Rosengenien links und das Kind auf der Wiese (Studie zum Gemälde "Der große Morgen"), 1808

Philipp Otto Runge

Die zwei Rosengenien links und das Kind auf der Wiese (Studie zum Gemälde "Der große Morgen"), 1808

Die Detailstudie von linken Rosengenien und dem Kind gibt Aufschluss darüber, dass Runge mit der in der Konstruktionszeichnung Inv. Nr. 34184 gefundenen Lösung noch nicht zufrieden war. Der vordere Genius hält nun mit seiner Rechten keinen Blumenstrauch mehr über seinem Kopf, sondern hat die Hand nach vorn Richtung Kind gerichtet, um Blumen auszustreuen. Damit einher geht eine leichte Körperdrehung, die eine insgesamt überzeugendere Hinwendung zum Kind bedeutet. Dieses erscheint erstmals nicht mehr mit den Händen vor der Brust sondern hat sie ausgebreitet.
Die Ausformulierung der Motive in unterschiedlichen Medien Bleistift und Feder belegt den Prozess der endgültigen Formfindung. Den blumenstreuenden Genius hat Runge wie üblich zunächst als Bleistiftskizze angelegt, von der die endgültige Lösung mit der Feder leicht abweicht. In diesem Stadium der endgültigen Festlegung verleiht die detaillierte Binnenzeichnung der Figur plastische Präsenz, während der Genius dahinter und das Kind noch mehr der Fläche verhaftet bleiben (Anm. 1).
Runge hat diese Lösung in die das Gemälde vorbereitende Zeichnung in Berlin übernommen (Anm. 2), die bis zum 15. Februar 1808 fertiggestellt war, als Rumohr sie mit nach München nahm (vgl. Inv. Nr. 34184). Das bedeutet für das vorliegende Blatt eine Entstehung im Januar/Februar 1808.

Peter Prange

1 Das Kind hat Runge als Federzeichnung in einem heute verschollenen Blatt ausgeführt, für das die Bleistiftskizze auf Inv. Nr. 34192 die Grundlage bildete, vgl. Traeger 1975, S. 424, Nr. 392, Abb.
2 Der Morgen, Bleistift, Feder in Schwarz, Pinsel in Grau und Schwarz, 422 x 334 mm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, SZ 1, vgl. Traeger 1975, S.424-425, Nr. 395, Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso rechts unten nummeriert: "16" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

"1794 / J Whatman"

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.162, 388, Nr.117, Abb., Abb.S. 167

Hanna Hohl: Philipp Otto Runge. Die Zeiten - Der Morgen, hrsg. von Uwe M. Schneede, Hamburg 1997, S.30, 47, Abb.25 auf S. 32

Philipp Otto Runge. Caspar David Friedrich. Im Lauf der Zeit, hrsg. von Andreas Blühm, Ausst.-Kat. Van Gogh Museum, Amsterdam, Zwolle 1996, S.14, 99, Abb., Nr.31, Abb.Taf. 31 auf S. 58

Hermann Mildenberger: J. H. W. Tischbein - Philipp Otto Runge - Friedrich Overbeck. Apekte des künstlerischen Austauschs, in: Jahrbuch des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf 1, 1986-87, Neumünster 1988, S. 31-87, S.66, Abb.58 auf S. 66

Doris Krininger: "Der Morgen" - Prinzip Weiblichkeit als Quelle gesellschaftlicher Utopie - Zu Philipp Otto Runges universalem Kunst- und Weltentwurf, Marburg, Univ., Mag.-Arb. 1980, S.VIII

Runge in seiner Zeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1977, S.210, Nr.183, Abb.

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.423-424, Nr.391, Abb.

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36

Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 2: Johann Friedrich Overbeck (1798-1869) bis Christian Xeller (1784-1872), hrsg. von Marianne Bernhard, München 1973, S.1991, Abb.S. 1542

Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, Hamburg 1969, S.285, Nr. 3 b

Philipp Otto Runge 23. Juli 1777 Wolgast - 2. Dezember Hamburg 1810. Zeichnungen und Scherenschnitte. Gedächtnis-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Todestages, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1960, S.25, Nr.150

Stephan Waetzoldt: Philipp Otto Runges "Vier Zeiten", Hamburg 1951, S.127, 142, Abb.42

Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.131

Otto Böttcher: Philipp Otto Runge. Sein Leben, Wirken und Schaffen, Hamburg 1937, S.179

Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.37, Nr.73