Philipp Otto Runge
Bildnis der Schwester Maria Elisabeth im Profil, 1798
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Philipp Otto Runge

Bildnis der Schwester Maria Elisabeth im Profil, 1798

Philipp Otto Runge

Bildnis der Schwester Maria Elisabeth im Profil, 1798

Jensen hat unter Verweis auf das Bildnis der Schwester Maria Elisabeth, das sich ehemals in Stettin befand (Anm. 1), auch für das 1798 datierte Profilbildnis im Oval Runges Schwester Maria Elisabeth als Dargestellte identifiziert (Anm. 2). Sie war die älteste Schwester Runges und zum Zeitpunkt der Entstehung 1798 25 Jahre alt. Runge hatte seine Schwester bereits 1788/89 mehrmals als Tuschsilhouette im Profil dargestellt (Anm. 3), und auch das vorliegende Blatt offenbart in dem strengen Profil seine Herkunft aus der Silhouette bzw. dem Scherenschnitt. Den Zusammenhang mit der von Runge geschätzten Silhouettenkunst belegt auch die Montierung zusammen mit dem Scherenschnitt von Rosenblättern, dessen Technik Runge von seiner Schwester erlernt hatte. Deshalb dürfte der Scherenschnitt nicht nur als dekoratives Beiwerk zu verstehen sein, sondern unmittelbar auf ihre Neigung zum Scherenschneiden hinweisen (Anm. 4). Jensen hat betont, dass das Bildnis noch nichts von der akademischen Schulung verrät; nicht nur der unorganisch abgewinkelte Arm ist hierfür ein Indiz, sondern auch der intim-private Charakter der Darstellung. Eine weitere, im Format nahezu übereinstimmende Version befindet sich in Berlin (Anm. 5); ein 1808 entstandenes Bildnis der Schwester, das Daniel erwähnt, ist dagegen verschollen (Anm. 6).

Peter Prange

1 Bildnis der Schwester Maria Elisabeth, schwarze und weiße Kreide auf gelblichem Papier, 535 x 420 mm, ehemals Stettin, vgl. Traeger 1975, S. 308, Nr. 190, Abb.
2 Jensen, in: Bildniszeichnungen 1957, S. 52, Nr. 141.
3 Vgl. Richter 1981, S. 126, Nr. 40-42, Abb.
4 Traeger 1975, S. 244.
5 Bildnis der Schwester Maria Elisabeth, schwarze Kreide, 105 x 81 mm, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, SZ 6, vgl. Traeger 1975, S. 244, Nr. 23, Abb.
6 Brief vom 28. Oktober 1808 an Karl, vgl. Philipp Otto Runge. Briefe in der Urfassung, hrsg. von Karl Friedrich Degner, Berlin 1940, S. 358. Vgl. auch HS I, S. 367, und Traeger 1975, S. 415, Nr. 379.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten Mitte datiert: "1798" (Feder in Grau)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Pieter de Vries & Comp. (schwarzes Untersatzpapier)

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Philipp Otto Runge (1810-1893), Hamburg (Sohn der Vorgenannten); Bertha Runge (1850-1904), Hamburg (Tochter des Vorgenannten); Carl August Ferdinand Meissner (1843-1920), Hamburg (Ehemann der Vorgenannten ); Anna Meissner (1882-?; Tochter der beiden Vorgenannten); erworben von Kurt Wallmuth, Hamburg (Ehemann der Vorgenannten), 1926

Bibliographie

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.240, 242, 392, Nr.186, Abb.

Gottfried Riemann u.a.: Ahnung & Gegenwart. Zeichnungen und Aquarelle der deutschen Romantik, Ausst.-Kat. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Berlin 1994, S.66

Cornelia Richter: Philipp Otto Runge. "Ich weiß eine schöne Blume". Werkverzeichnis der Scherenschnitte, München 1981, S.126., Nr.bei Nr. 81, Abb.

Philipp Otto Runge Caspar David Friedrich aus der Hamburger Kunsthalle, dem Kunsthistorischen Museum und der Graphischen Sammlung Albertina in Wien, Ausst.-Kat. Oberes Belvedere, Wien 1978, S.169-171, Nr.97, Abb.S. 170

Runge in seiner Zeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1977, S.221, Nr.206, Abb.

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.87, 244, Nr.22, Abb.

Jens Christian Jensen: Die Bildniszeichnung der deutschen Romantik, Ausst.-Kat. Lübeck, St. Annen-Museum und Overbeck-Gesellschaft, 30. 6. - 15. 9.1957, Lübeck 1957, S.51-52, Nr.141

Charlotte Hintze: Kopenhagen und die deutsche Malerei um 1800, München 1937, S.51

Gustav Pauli: Die Kunsthalle zu Hamburg 1925/1926. Bericht über die letzten zwei Jahre der Verwaltung, Hamburg 1928, S.14