Philipp Otto Runge
Aurora (Studie zum Gemälde "Der kleine Morgen"), 1807
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Philipp Otto Runge

Aurora (Studie zum Gemälde "Der kleine Morgen"), 1807

Philipp Otto Runge

Aurora (Studie zum Gemälde "Der kleine Morgen"), 1807

Neben den Anregungen durch die Dresdener Venus und Tischbein (vgl. Inv. Nr. 34187) hat Schuster für die Gestalt der Aurora auf Dürers Holzschnitt der „Entrückung der Heiligen Maria Magdalena“ hingewiesen, der Runges „komplexes Verhältnis zur Bildtradition abermals deutlich“ mache: „antike und christliche Ikonographie leihen ihm die Würdeformeln für die Leitfiguren seiner neuen Kunst.“ (Anm. 1)
In der zeichnerischen Ausfertigung detaillierter und sicherer als Inv. Nr. 34187, werden auf Inv. Nr. 34188 neue Motive eingeführt, die bereits der Gesamtkomposition nahestehen: Das Standbein wurde gegenüber Inv. Nr. 34187 genauso vertauscht wie die Armhaltung – anstatt des linken hat Aurora ihren rechten Arm nach oben geführt. Waetzoldt und mit ihm Schümann hatten das Blatt einer zweiten, von ihnen „Die Erfindung des Kindes“ genannten Gruppe zugeordnet, doch hat Traeger eingewendet, dass der „schwere Körper und das Fehlen des Motivs des Lichttragens“ gegen eine solche Zuordnung spricht (Anm. 2). Traeger hat Inv. Nr. 34188 deshalb vor den Entwurf zum Mittelbild (vgl. Inv. Nr. 34183) angesetzt, doch steht hier die Aurora Inv. Nr. 34187 näher. Für Inv. Nr. 34188 scheint ein direkter Bezug zum Teilentwurf des Mittelbildes Inv. Nr. 34185 zwingender, nicht nur, weil er diesem im Duktus weitgehend entspricht, sondern auch, weil durch die Angabe der Wolkenzone der Figur ihr Ort in der Komposition zugewiesen wird.

Peter Prange

1 Peter-Klaus Schuster, in: Runge 1977, S. 120, Nr. 70.
2 Traeger 1975, S. 419.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links von der Hand Daniel Runges nachträglich bezeichnet und datiert: "[Origi]nal von Philipp Otto Runge 1807" (Feder in Grau; linker Papierrand nachträglich beschnitten)

Provenienz

Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz der Witwe Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856; Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891

Bibliographie

Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik. Katalogteil, hrsg. von Markus Bertsch, Uwe Fleckner, Jenns Howoldt, Andreas Stolzenburg, München 2010, S.158, 388, Nr.109, Abb.

Pauline Kintz: Alles was wir sehen, ist ein Bild. Philipp Otto Runge in het licht van de vroeg-romantische poezietheorie van Friedrich Schlegel en Novalis, Delft 2009, S.215, Abb.12.8 auf S. 216

Hanna Hohl: Philipp Otto Runge. Die Zeiten - Der Morgen, hrsg. von Uwe M. Schneede, Hamburg 1997, S.30, 47, Abb.22 auf S. 29

Peter Betthausen: Philipp Otto Runge, Leipzig 1980, S.133, Abb.Abb. 69, S. 66

Doris Krininger: "Der Morgen" - Prinzip Weiblichkeit als Quelle gesellschaftlicher Utopie - Zu Philipp Otto Runges universalem Kunst- und Weltentwurf, Marburg, Univ., Mag.-Arb. 1980, S.I

Philipp Otto Runge Caspar David Friedrich aus der Hamburger Kunsthalle, dem Kunsthistorischen Museum und der Graphischen Sammlung Albertina in Wien, Ausst.-Kat. Oberes Belvedere, Wien 1978, S.127-130, 140, Nr.72, Abb.S. 128

Runge in seiner Zeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1977, S.107, 207, Nr.176, Abb.

Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.418-419, Nr.383, Abb.

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36

Deutsche Romantik. Handzeichnungen. Band 2: Johann Friedrich Overbeck (1798-1869) bis Christian Xeller (1784-1872), hrsg. von Marianne Bernhard, München 1973, S.1991, Abb.S. 1538

Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, Hamburg 1969, S.285, Nr. 2 d

Kunst in Dresden 18.-20. Jahrhundert. Aquarelle - Zeichnungen - Druckgraphik. Ausstellung zur Erinnerung an die Gründung der Dresdner Kunstakademie 1746, Ausst.-Kat. Kurpfälzisches Museum, Heidelberg 1964, S.135, Nr.580

Georg Poensgen: Die Ausstellung Kunst in Dresden. Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik des 18.- 20. Jahrhunderts im Kurpfälzischen Museum, Mitteilungen der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft der Universität Heidelberg e.V., Bd. 36, 1964, Abb.1 auf Taf. 1

Philipp Otto Runge 23. Juli 1777 Wolgast - 2. Dezember Hamburg 1810. Zeichnungen und Scherenschnitte. Gedächtnis-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Todestages, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1960, S.23, Nr.145

Stephan Waetzoldt: Philipp Otto Runges "Vier Zeiten", Hamburg 1951, S.126, 140-141, Abb.40

Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.132

Gustav Pauli: Ausstellung von Hamburgischen Zeichnungen der guten alten Zeit, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1922, S.11, Nr.34

Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.36, Nr.69