Während sich Georg Ernst Harzen bei der Zeichnung einer sitzenden Frau an Giovanni Battista Franco erinnert fühlte, schlug Françoise Viatte versuchsweise per Kartonnotiz Giulio Campi vor. Suida hielt einen Zusammenhang mit (verlorenen) Giorgione-Fresken für möglich.(Anm.1) Schließlich brachten Philip Pouncey und Keith Andrews die Zeichnung bei Besuchen im Kabinett mit dem jungen Parmigianino in Verbindung.(Anm.2) Popham übernahm diese Einschätzung in sein Werkverzeichnis und schrieb das Blatt zweifelsfrei diesem Künstler zu.(Anm.3) Diese Einschätzung wurde auch von Achim Gnann bestätigt.(Anm.4) Popham brachte das Blatt wie auch die Studie einer sitzenden Frau in London mit der 1522 entstandenen Darstellung der Hl. Agathe in der ersten linken Seitenkapelle in S. Giovanni Evangelista in Parma in Verbindung.(Anm.5) Die von Parmigianino letztlich gefundene Form ist jedoch weit von der Figur auf der Hamburger Zeichnung entfernt, sodass die Darstellung als frühe Entwurfsstudie oder wohl eher als eine Skizze für ein nicht nachweisbares Projekt angesehen werden muss. Die nicht schlüssig entzifferbare Inschrift am oberen Rand könnte laut Popham vom Künstler selbst stammen.

David Klemm

1 Notiz im Archiv des Kupferstichkabinetts.
2 Archiv des Kupferstichkabinetts.
3 Die von Popham geäußerte Ansicht, das Blatt sei früher Nicolò dell’Abate zugeschrieben gewesen, lässt sich in den Archivalien des Kupferstichkabinetts nicht nachweisen.
4 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28. 10. 2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle. Vgl. auch Achim Gnann: Parmigianino. Die Zeichnungen, 2 Bde., Studien zur internationalen Architektur und Kunstgeschichte, Bd. 58, Petersberg 2007.
5 Arthur Ewart Popham: Catalogue of the Drawings of Parmigianino. Volume I. Introduction and Catalogue, New Haven, London 1971, I, S. 82, Nr. 168; London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1951-8-1-4.