Das kleine Porträt wiederholt das einzige bekannte Selbstbildnis Ponchinis, das sich ehemals in der Sammlung Riccati in Castelfranco befand und heute im Museo Civico in Treviso bewahrt wird.(Anm.1) Dieses Gemälde war in Treviso Domencio Brussasorci zugeschrieben, lässt sich aber aufgrund einer Porträtskizze des Schriftstellers und Zeichners Natale Melchiori (auch Nadal Melchiori) sicher als Selbstbildnis Ponchinis identifizieren.(Anm.2)
Dieses Porträt entstammt einem 1728 von Melchiori verfassten Manuskript zu den „Vite de’ Pittori Veneti“, die wohl mit Künstlerbildnissen illustriert werden sollten.(Anm.3) Das Porträt Ponchinis entspricht weitgehend dem Bildnis des Künstlers auf dem Hamburger Blatt. Übereinstimmend ist auch das Monogramm „N. M. F.“, das sicher mit „Natale Melchiori Fecit“ aufgelöst werden kann.
Ein entsprechendes Monogramm findet sich auch auf anderen Zeichnungen Melchioris.(Anm.4) Für eine Zuschreibung an diesen Künstler spricht letztlich auch das rückseitig notierte Fragment der Vita Ponchinis. Möglicherweise stammt die aus Harzens Porträtsammlung herrührende Zeichnung aus einer weiteren Wiederholung des Manuskriptes.

David Klemm

1 Donata Battilotti, Lionello Puppi: Prime approssimazioni su Gimabattista Ponchini, in: Ricerche di Storia dell’Arte 19, 1983, S. 77-83, S. 78, Abb. 1, vgl. S. 83, Anm. 50.
2 Treviso, Biblioteca Capitolare, Ms 1/67.
3 Julius von Schlosser: Die Kunstliteratur. Ein Handbuch zur Quellenkunde der neueren Kunstgeschichte, Wien 1924, S. 496. Damals befand sich das Manuskript noch in Trevisaner Privatbesitz; eine Kopie – mit den Illustrationen ? – erwähnt Schlosser in der Bibliothek des Cav. Lazara in Padua. Melchioris Werk wurde erst im 20. Jahrhundert veröffentlicht. Vgl. Nadal Melchiori: Notizie di pittori, e altri scritti, hrsg. v. Giampaolo Bordignon Favero, Florenz 1969.
4 Vgl. z. B. das Porträt zur Biographie von Giovanni Battista Volpato auf S. 280 der „Notizie di pittori […]“; Ms. 1/67, wie Anm. 2; vgl. Nadal Melchiori: Notizie di pittori, e altri scritti, hrsg. v. Giampaolo Bordignon Favero, Florenz 1969, Taf. V (nach S. 106).