Moritz Retzsch, Stecher, Zeichner, Erfinder Verlag der J.G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart und TĂŒbingen, Verleger
Moritz Retzsch, Stecher, Zeichner, Erfinder Verlag der J.G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart und TĂŒbingen, Verleger
Die 1834 erstmals herausgegebene Edition von âSchillerâs Lied von der Glocke nebst Andeutungen zu den Umrissenâ stellt nicht nur im Oeuvre von Moritz Retzsch, sondern auch im Rahmen der Schiller-Rezeption in der bildenden Kunst einen wichtigen Markstein dar.(Anm. 1) Retzsch illustrierte das bis weit ins 20. Jahrhundert in Deutschland allseits bekannte Gedicht mit nicht weniger als 43 Darstellungen. Retzsch hebt â dabei Schiller folgend â verschiedene Ebenen hervor: den handwerklichen Bereich des Glockengusses, das bĂŒrgerliche Leben in seinen WechselfĂ€llen, aber auch ĂŒberzeitliche Gesichtspunkte (Horen, Jahreszeiten). Auch formal ist der Zyklus abwechslungsreich, da Retzsch ovale und rechteckige Darstellungen wĂ€hlt. Von besonderem Interesse sind Retzschs ausfĂŒhrliche ErlĂ€uterungen, die seine eigenen Bildlösungen erklĂ€ren. Der KĂŒnstler fĂŒhlte sich wiederholt berufen, von Schiller nur angedeutete Passagen ausfĂŒhrlicher darzustellen. Entstanden ist eine anschauliche ErzĂ€hlung mit zahlreichen einprĂ€gsamen Bildern. Retzsch erweist sich in dieser Folge als ein sehr souverĂ€ner Radierer, der die gegenĂŒber dem Kupferstich leichtere Handhabung der Nadel gekonnt zur Steigerung der Lebendigkeit seiner Kompositionen einsetzt.
David Klemm
1 Vgl. Leopold Hirschberg: Moritz Retzsch. Chronologisches Verzeichniss seiner graphischen Werke, Berlin 1925, S. 52-57; Viola Hildebrand-Schat: Zeichnung im Dienste der Literaturvermittlung. Moritz Retzschs Illustrationen als Ausdruck bĂŒrgerlichen Kunstverstehens. WĂŒrzburg 2004; vor allem: Schillers "Lied von der Glocke". Neuinterpretation des Gedichtes durch die Umrisse Retzschs, S. 118-213; vgl. auch den Beitrag zu der Folge im Goethezeitportal (www.goethezeitportal.de).
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Oberhalb der Darstellung rechts nummeriert: "34."
Werkverzeichnis
Hirschberg 263
Provenienz
Laut Zugangsbuch Geschenk des Staatsarchivs Hamburg.