Michael Lukas Leopold Willmann
Michael Lukas Leopold Willmann
In den Jahren 1664 bis 1695 lieferte Willmann zusammen mit seiner Werkstatt mehr als ein Dutzend religiöser Gemälde für die Prämonstratenserkirche zum Hl. Vinzenz in Wrocław (Breslau).(Anm.1) Bis auf eine 1664 datierte Anbetung der Hirten (Anm.2) sind die Werke verloren gegangen oder wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Erhalten ist neben einer Zeichnung für den Seitenaltar des Titelheiligen Vinzenz in Frankfurt (Anm.3) die Hamburger Vorzeichnung zum Seitenaltar mit der Darstellung des Hl. Eustachius. Beide Altäre waren Anfang 1665 vollendet. Kozieł hat die Ansicht vertreten, dass beide Zeichnungen auf Grund ihres Ausarbeitungsgrades und großen Formats keine reinen Studien zu den Gemälden darstellen, sondern die „modelli“ für den Auftraggeber Abt Matthäus Paul, die ihm vorgelegt wurden und auf deren Grundlage der Vertrag geschlossen wurde.
Manuth hat im Salzburger Katalog 1994 eine Beeinflussung der Komposition durch Cornelis Corts Stich von 1573 nach Girolamo Muzianos Gemälde desselben Themas (New Hollstein, Bd. 2, 107) angenommen, doch hat Kozieł zu Recht auf Willmanns Auseinandersetzung mit der Kunst des Rubens hingewiesen. So entstammt die Figur des Hl. Eustachius in ihrer devoten Haltung einem Stich von Alexander Voet II nach Rubens’ Martyrium des hl. Andreas (Hollstein 6), auf dem die kniende Maximilia der Figur des Heiligen entspricht.
Peter Prange
1 Zur Geschichte der Ausstattung von St. Vinzenz siehe Ludwig Burgermeister, Günther Grundmann: Die Kunstdenkmäler der Stadt Breslau, Bd. 3, Breslau 1934, S. 12–18.
2 Heute Wrocław, Hauskapelle des Klosters der Herz-Jesu-Schwestern.
3 Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 15116, vgl. Edmund Schilling: Städelsches Kunstinstitut Frankfurt am Main. Katalog der deutschen Zeichnungen. Alte Meister, München 1973, S. 92, Nr. 559, Taf. 105.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
ca 35 mm
Provenienz
Gerhard Joachim Schmidt (1742-1801), Hamburg (L. 1168); (Frau Dr.) Marie Callisen (1822-1901), Altona bei Hamburg (nicht bei Lugt); ihr Vermächtnis 1886 an die Kunsthalle, nach ihrem Tod 1901 der Kunsthalle übergeben
Bibliographie
Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.385, Nr.1152, Abb.Farbtafel S. 75
Andrzej Koziel: Michael Willmann und sein Kreis. Johann Christoph Liska, Georg Wilhelm Neunhertz und Johann Jakob Eybelwieser - Zeichnungen, Ausst.-Kat. Salzburger Barockmuseum u. a., Salzburg 2001, S.56, Nr.4, Abb.
Andrzej Koziel: Rysunki Michaela Willmanna (1630-1706), Wroclaw 2000., S.227-230, Nr.2, Abb.79
Johannes Zahlten: Spätes Lob für Michael Willmann (1630-1706): Zwei Ausstellungen, ein Katalog und eine Monographie, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 58, 1995, S. 127-132, S.131
Hubertus Lossow: Michael Willmann (1630-1706). Meister der Barockmalerei, Würzburg 1994, S.86, Nr.B 29, Abb.
Volker Manuth: Aspekte der Zeichenkunst des Michael Willmann, in: Michael Willmann (1630-1706). Studien zu seinem Werk, hrsg. von Franz Wagner, Ausst.-Kat. Residenzgalerie Salzburg 1994, S. 143-160., S.146; 162, Nr.Z 1, Abb.
Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School, Bd. 10, New York 1992, S.5412
Thomas DaCosta Kaufmann: Drawings from the Holy Roman Empire 1540-1680. A Selection from North American Collectons, Ausst.-Kat. The Art Museum, Princeton University, Princeton 1982, S.196, Nr.bei Nr. 77
Ernst Kloss: Michael Willmann. Leben und Werke eines deutschen Barockmalers, Breslau 1934., S.66, 144, 186, Nr.35, Abb.133
Michael Willmann, Ausst.-Kat. Schlesisches Museum der bildenden Künste, Breslau 1930., S.22, Nr.117
Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1901, Hamburg 1902, S.33
Verzeichniss der wohlbekannten, sehr beträchtlichen Sammlung Original-Hand-Zeichnungen der vorzüglichsten Meister aller Schulen von dem ohnlängst verstorbenen Herrn Gerhard Joachim Schmidt gesammelt und hinterlassen; deren öffentlicher Verkauf (....), 16. 11. 1818 ff., Johannes Noodt, Hamburg 1818, S.43, Nr.792