Lucas Hugensz. van Leyden, Kopie Anonym (niederländisch, Ende 16. Jh.)
Maria Magdalena, um 1590-1600
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Lucas Hugensz. van Leyden, Kopie Anonym (niederländisch, Ende 16. Jh.)

Maria Magdalena, um 1590-1600

Lucas Hugensz. van Leyden, Kopie Anonym (niederländisch, Ende 16. Jh.)

Maria Magdalena, um 1590-1600

Im Gegensinn stimmt die recto-Zeichnung in leicht vergrößerndem Maßstab überein mit der Maria Magdalena auf einem 1518 datierten Kupferstich Lucas van Leydens (H. 124). Die Figur erscheint hier gewissermaßen geerdet, wenn die Wolken des Stiches durch knapp angedeutete Bodenstrukturen ersetzt werden. Geringfügige Abweichungen lassen sich im Bereich von Konturen und Faltenverlauf beobachten.
Bei der Zeichnung auf der Rückseite wird es sich um die Studie zu einem auferstehenden oder richtenden Christus handeln; die Körperhaltung erinnert in den Grund-zügen an den Weltenrichter auf Michelangelos „Jüngstem Gericht“. Ein Bezug zu entsprechenden Werken Lucas van Leydens besteht ebensowenig wie zu Arbeiten Dürers, dem das Blatt in einer alten Beischrift zugewiesen wurde. Weiche Konturen und fließende Linienführung erinnern, ebenso wie die den Bauchnabel umgebenden Grübchen, an Zeichnungen des Goltzius-Kreises. Hendrik Goltzius, aber auch Cornelis van Haarlem oder Jan Saenredam orientierten sich erwiesenermaßen an Werken des Lucas van Leyden,(Anm.1) und besonders zu Saenredam lassen sich stilistische Bezüge beobachten.(Anm.2)

1 Direkt von Lucas angeregt ist Goltzius’ Meisterstich H. 13; Saenredam schuf Reproduktionsstiche nach Lucas van Leyden (B. 107–109), und Cornelis van Haarlem besaß eine beträchtliche Anzahl von Stichen Lucas van Leydens, vgl. Pieter J. J. van Thiel: Cornelis Cornelisz van Haarlem 1562-1638. A Monograph and Catalogue Raisonné, Doornspijk 1999, S. 256.
2 Dies gilt in besonderer Weise für Zeichnungen Jan Saenredams, z. B. „Lot und seine Töchter“, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8002, Otto Benesch: Die Zeichnungen der Niederländischen Schulen des XV. und XVI. Jahrhunderts, Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bd. 2, Wien 1928, Nr. 396; vgl. auch die Saenredam zugeschriebenen „Bacchus und Satyrknabe“ bzw. „Venus und Amor“ in der Kunsthalle Bremen, Inv.-Nr. 1950, recto und verso, Corpus Gernsheim 61176 u. 61177 für die doppelt verstärkten Umrisse und die umgebogene, geknickte Daumenkontur.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Nummeriert oben links: "174" (Bleistift); Verso in der Mitte bezeichnet: "A. Durer / vol. 1-399 [?]" (Bleistift); unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); u. r. bez.: "13" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
ca. 25 mm (h)

Verso

Titel verso: Teil einer männlichen Aktfigur

Technik verso: Graphit

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:04, fol. 135: "Lucas Dammensz van Leyden Die heilige Magdalena mit einem Salbengefäß in Händen. Feder auf gelb gefärbten Papier, gehöht. 3.7.5.11. Vom Künstler im Jahre 1513 verkleinert im Stich herausgegeben, unter Hinzufügung der Glorie und Wolken. S. Bartsch 124"; NH Ad: 02: 01, S. 235); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.346-347, Nr.596