Joos van Craesbeeck
"Das Ferkel gehört in den Schweinestall",
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Joos van Craesbeeck

"Das Ferkel gehört in den Schweinestall",

Joos van Craesbeeck

"Das Ferkel gehört in den Schweinestall"

Die Zuweisung dieser Zeichnung und der stilistisch anzuschließenden Inv..-Nr. 21815-21817 an Joos van Craesbeeck, unter dessen Namen sie bereits bei Harzen geführt wurden, basiert auf der etwas undeutlichen alten Signatur oder Beischrift von Inv.-Nr. 21814. Zuvor waren sie auch mit Egbert van Heemskerck
(Verso-Notiz von Inv.-Nr. 21814) und Jan Steen (Beischrift von Inv.-Nr. 21817) in Verbindung gebracht worden. Zu van Heemskerck-Zeichnungen wie Inv.-Nr. 22024 lassen sich in der Tat stilistische Bezüge beobachten – nicht zuletzt auch in der Verwendung ölhaltiger Farbe. Karolien De Clippel, die das gemalte Œuvre Van Craesbeecks monographisch bearbeitete, hält die Hamburger Zeichnungen eher für Werke eines Holländers aus der Nachfolge Brouwers.(Anm.1)
Van Craesbeeck gilt als der einzige flämische Nachfolger Brouwers, den er in seiner Funktion als Bäcker und Brotlieferant für die Antwerpener Zitadelle kennengelernt haben soll, als dieser dort wegen Steuerschulden festgehalten wurde.(Anm.2) Die vorliegenden Genreszenen sind schwungvoll und mit Esprit zu Papier gebracht, wie schon von Harzen konstatiert wurde. Den peitschenden Federstrichen zur Konturierung und Binnenzeichnung der Figuren stehen dunkelflächige Akzente mit breitem Pinsel gegenüber sowie weiche, nervös bewegte Linien zur Andeutung der architektonischen Rahmung. Diese etwas ungehobelt wirkende Manier passt gut zu der derben Thematik des vorliegenden Blattes: Ein Mann, der von Frauen und Kindern in den Schweinestall geschoben wird, illustriert das Niederländische Sprichwort „Het varken behoort in het zwijnehok“ („Das Ferkel gehört in den Schweinestall“).(Anm.3) Als direkte Anregung diente möglicherweise ein Stich des Jan Wierix aus dem Jahre 1568.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Freundliche Mitteilung vom 19. 10. 2010; vgl. Karolien de Clippel: Joos van Craesbeeck (1605/06-ca. 1660). Een Brabants genreschilder, 2 Bde., Turnhout 2006.
2 Walther Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 1, München 1957, bei Nr. 160; Peter C. Sutton, Marjorie E. Wieseman, David Freedberg: The Age of Rubens, Ausst.-Kat. Boston, Museum of Fine Arts, Toledo, Toledo Museum of Art, New York 1993, S. 430 mit Bezug auf ältere Quellen.
3 Weitere Darstellungen dieser Redewendung finden sich z. B. auf Bildern von Marten van Cleve, Aukt.-Kat. Wien, Dorotheum, 17. 10. 1995, Nr. 127; Pieter Quast, Aukt.-Kat. New York, Christie’s, 29. 1. 1998, Nr. 9 und Jan Steen, Den Haag, Koninklijk Kabinet van Schilderijen Mauritshuis, Inv.-Nr. 736, vgl. William S. Robinson, Peter Schatborn: Seventeenth-Century Dutch Drawings - A Selection from the Maida and George Abrams Collection, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Wien, Graphische Sammlung Albertina, New York, The Pierpont Morgan Library, Cambridge (Mass.), The Fogg Art Museum 1991, S. 194.
4 René van Bastelaer: Les estampes de Peter Bruegel l'ancien, Brüssel 1908, Nr. 164, vgl. Pieter Bruegel invenit. Das druckgraphische Werk, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S. 124, Nr. 64.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts signiert (?): "Crasbeek fc" (Feder in Braun)

Auf dem Verso unten links alte Zuschreibung: "Eg. Heemskerk" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Buchstaben IGB in rechteckigem Rahmen mit abgerundeten Ecken, Heawood deest
ca. 25 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 13: "Craesbeke Der verlorene Sohn wird von drey alten Weibern in einen Saustall gesperrt. Seppia. 7.5.9.4 Sehr roh u flüchtig, doch geistvoll entworfen."; NH Ad: 02: 01, S. 247); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.174, Nr.224