Johann Christoph Erhard
Johann Christoph Erhard
Erhard hatte nach seiner Ankunft in Wien zusammen mit Johann Adam Klein im Gräflich Chotekschen Gartenpalais in der Josephsstadt Quartier genommen, in dessen Garten Erhard Pflanzenstudien betrieb.(Anm. 1) Das akribisch durchgezeichnete Blatt, das wie durchlichtet wirkt, dürfte auch im Chotekschen Garten entstanden sein, und diente Erhard als Vorlage für eine Radierung (Anm. 2), die zu einer vierteiligen, von Joseph Grünling 1819 verlegten Folge von Landschaften mit großen Figuren gehörte.(Anm. 3) Erhard hat die Zeichnung nahezu unverändert für die Radierung übernommen, diese allerdings durch die Figur eines Landmannes mit Stab in der Hand und einem breitkrämpigen Hut und einem Mantelrock bekleidet ergänzt.
Das Hamburger Blatt erinnert in seiner nahsichtigen Erfassung der Vegetation und der darin begründeten Monumentalisierung einzelner Pflanzen an Carl Wilhelm Kolbes Kräuterblätter, ohne allerdings dessen Phantastik anzustreben. 1816 waren zwei von Kolbes Kräuterblättern bei dem Nürnberger Verleger Johann Friedrich Frauenholz erschienen (Anm. 4), die Erhard sicher nicht unbekannt geblieben sind. Zudem hat Marleen Gärtner auf die lange Tradition botanischer Studien und Illustrationen in Nürnberg verwiesen (Anm. 5), die Erhard ebenfalls zu dieser Form der Pflanzenstudie angeregt haben könnte.
Peter Prange
Vgl. auch das stilistisch gleiche Blatt Inv.-Nr. 43953.
1 Aloys Apell: Das Werk von Johann Christoph Erhard, Maler und Radirer, Dresden 1866, S. XX.
2 Der Alte vor dem Knüppelsteg, vgl. Apell 1866, S. 66-67, Nr. 92
3 Apell 1866, S. 65-69, Nr. 91-94.
4 Vgl. Edith Luther: Johann Friedrich Frauenholz 1758-1822. Kunsthändler und Verleger in Nürnberg, Nürnberg 1988, S. 295.
5 Gärtner 2012, S. 74.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Verso
Titel verso: Vogelhäuschen auf einem Baumstamm
Technik verso: Bleistift
Provenienz
Nachlass des Künstlers, Rom, 1822; Johann Benjamin Erhard d. J., Nürnberg (Bruder des Künstlers); von wohl erworben durch Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle (Archiv der Hamburger Kunsthalle, Nachlass Harzen, Inventar Ad: 01: 20, Fol.
Bibliographie
Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822). Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013 (sic; 2012), S.74, 102, 284, Nr.373
Johann Christoph Erhard (1795-1822). Der Zeichner, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg 1996., S.20, Abb.9