Jan Vermeer van Haarlem (II), zugeschrieben Jacob Isaackszoon van Ruisdael, ehemals zugeschrieben
Schafherde an einem Dünenweg, um 1650
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Jan Vermeer van Haarlem (II), zugeschrieben Jacob Isaackszoon van Ruisdael, ehemals zugeschrieben

Schafherde an einem Dünenweg, um 1650

Jan Vermeer van Haarlem (II), zugeschrieben Jacob Isaackszoon van Ruisdael, ehemals zugeschrieben

Schafherde an einem Dünenweg, um 1650

In der Komposition des Blattes verrät sich der Einfluss Jacob van Ruisdaels – seine Autorschaft ist jedoch aus stilistischen Gründen auszuschließen. Harzen notierte eine heute nicht mehr zu erkennende rückseitige Beischrift „J.W. 1696“, die er zweiweilig mit Jan Wijnants in Verbindung brachte. Letztlich gab er jedoch der Zuordnung an den bekannteren Van Ruisdael den Vorzug.
Kürzlich wurde das Blatt von Jeroen Giltay mit einer Gruppe von Landschaftszeich-nungen des Jan Vermeer van Haarlem in Verbindung gebracht.(Anm.1) Sie sind teilweise auf gleichem Lammwappen-Papier gearbeitet, stehen Van Ruisdael-Zeichnungen der 1650er Jahre nahe und geben sämtlich die Dünenlandschaft in der Umgebung von Haarlem wieder.(Anm.2) Markante Stilmerkmale sind kurvige Baumstämme, kräftig gezackte Kürzelstrukturen und rauh schraffierte Wolken. Lediglich die figürliche Staffage steht hier stärker im Vordergrund – auf den genannten Vergleichsbeispielen scheinen sich Wanderer und Hirten in der Weite des Raumes zu verlieren. Auch in ihren weich gerundeten Konturen unterscheidet sich die Staffage von den straffer umrissenen Figuren Vermeers. Vielleicht sind diese Abweichungen die Folge späterer Überarbeitung.(Anm.3)

Annemarie Stefes

1 Freundliche Mitteilung per E-Mail, 18. 1. 2010; vgl. Jeroen Giltay: Tekeningen van Jan (I) van der Meer van Haarlem, in: Oud Holland 122,l 2009, S. 145-153.
2 Jeroen Giltay: Tekeningen van Jan (I) van der Meer van Haarlem, in: Oud Holland 122,l 2009, S. 145-153, S. 147–148. Die erwähnten Zeichnungen auf Lammwappen-Papier befinden sich in Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 23017 und Inv.-Nr. 23018, mit 164 x 239 und 162 x 239 mm annähernd maßgleich, und Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1888-A-1544, vgl. Jeroen Giltay: Tekeningen van Jan (I) van der Meer van Haarlem, in: Oud Holland 122,l 2009, S. 145-153, Abb. 1, 2 und 5. Die Amsterdamer Zeichnung war mit einem weiteren Blatt in gleicher Sammlung ebenfalls Jan Wijnants zugeschrieben: Inv.-Nr. RP-T-1920-62, Jeroen Giltay: Tekeningen van Jan (I) van der Meer van Haarlem, in: Oud Holland 122,l 2009, S. 145-153, Nr. 6. Der zeitliche Ansatz um 1650 wird bestätigt durch Bezug zu einem Gemälde, ebd. S. 152.
3 Vermutlich aufgrund des fleckigen Lavis wurde unser Blatt von J. W. Niemeijer um 1800 datiert, Notiz bei einem Besuch im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1963, freundlicherweise vermittelt durch Robert-Jan te Rijdt.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso Mitte bezeichnet: "1696 / J W" (Rötel)

Verso in der Mitte bezeichnet: "2-a" (schwarze Kreide); u. l. L. 1328

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lammwappen, Heawood deest, vgl. RPK W 136 (1651), mit größerer Lilie in der Mitte der Krone, und unten weniger eckig; vgl. auch Heawood 2841 (England, ohne Datum) und RPK W 137 (1652)
ca. 23-25 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 58-59.: "[Jacob Ruisdael] Eine Geldernsche lichte Wald und Haidelandschaft, von einem Wege durchschnitten wo im Vorgrund ein Hirt von seinem Hunde begleitet eine Kuh und mehrere Schaafe treibt. In Kreide und Tusche geistvoll ausgeführt und sonnig beleuchtet. Auf der Rückseite bezeichnet J.W. 1696. Ganz in Jac Ruisdaels Styl ausgeführt. {J. Wynants}"; NH Ad: 02: 01, S. 268); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.573-574, Nr.1093