Jan Miel
Joseph verkauft Getreide in Ägypten, um 1650 - 1663
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Jan Miel

Joseph verkauft Getreide in Ägypten, um 1650 - 1663

Jan Miel

Joseph verkauft Getreide in Ägypten, um 1650 - 1663

Harzen brachte diese Szene korrekt mit der Kornverteilung aus dem Alten Testament in Verbindung (1. Mose 41, 47–57): Dank göttlicher Führung hatte der Hebräer Joseph in den sieben fetten Jahren ausreichend Vorräte sammeln lassen, um sie in der nachfolgenden Hungersnot an die Ägypter und ihre Nachbarvölker verteilen zu können.
Hier erinnert die architektonische Rahmung weniger an das alte Ägypten als vielmehr an die Piazza del Popolo in Rom, mit dem Obelisken am linken Blattrand und Anklängen an Giebeldach und Torbogen der Kirche Santa Maria del Popolo in der Gebäudegruppe rechts. Diese Kulisse setzt das Blatt in Verbindung mit Miels römischen Genredarstellungen wie der „Armenspeisung vor Santa Maria del Popolo“ aus ehemals Dresdner Besitz.(Anm.1) Von dem Figurenpersonal dieser „Bambocciaden“ unterscheiden sich die Protagonisten des Hamburger Blattes in ihren altertümlichen Kopfbedeckungen, die als klarer Hinweis auf biblisch-historischen Kontext zu verstehen sind.
Biblische Themen begegnen erst relativ spät im Œuvre Miels, und auch die erwähnten Armenspeisungen sind wohl erst in den 1650er Jahren entstanden. Von 1658 bis zu seinem Tod arbeitete der Künstler als Hofmaler in Turin (1658–63); in dieser Zeit entstand möglicherweise das vorliegende Blatt.

1 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen (Kriegsverlust), Hans Ebert, Kriegsverlust der Dresdner Gemäldegalerie, vernichtete und vermißte Werke, Dresden 1963, S. 38, Thomas Kren: Jan Miel (1599-1664). A Flemish Painter in Rom, Ann Arbor, Univ. Diss. 1982, Nr. A 50; vgl. auch die ebenfalls verschollene „Armenspeisung vor einem Kloster, ebd. A 51 sowie zwei Darstellungen des gleichen Themas: Aukt.-Kat. New York, Sotheby’s, 18.10.2000, Nr. 32 und Aukt.-Kat. Amsterdam, Christie’s, 14.5.2002, Nr. 4.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "Joan Miel Roma" (Feder in Braun); verso unten links bezeichnet: "15 1/2 - 11 3/4" (Bleistift, 19. Jh.); rechts daneben L. 1328; unterhalb der M.: "Buscoli" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Narrenkappe (Heawood deest, am ähnlichsten 1921, 1922, (1648-49, 1651) aber Kappenzipfel stärker gebogen, oberhalb der Bälle Buchstaben DH?)
25 mm (v)

Provenienz

Erworben von Harzen in Rom 1820 =>; Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 43: "[Jan Miel] Joseph in Egypten verkauft Getreide {in} Reiche {Ordonanz von Figuren und Gebäuden flüchtig mit} geröhtelte Composition in einfachem Kreideumriß {und} leicht {und} aber richtig? mit Seppia auslaviert die Effecte {gesetzt} einer Morgenbeleuchtung darstellend. Bez. Joan Miel Roma. 15.3.11.5 "; NH Ad: 02: 01, S. 259: "Ein Marktgewühl"); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.374, Nr.649