Jan de Bray, zugeschrieben Govaert Flinck, ehemals zugeschrieben
In einem Zimmer sitzender junger Mann, ca. 1660
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Jan de Bray, zugeschrieben Govaert Flinck, ehemals zugeschrieben

In einem Zimmer sitzender junger Mann, ca. 1660

Jan de Bray, zugeschrieben Govaert Flinck, ehemals zugeschrieben

In einem Zimmer sitzender junger Mann, ca. 1660

Die kaum mehr leserliche Beischrift wurde von Harzen als Signatur des Govert Flinck gedeutet. Ein stilistischer Kontext zu Zeichnungen des Künstlers besteht jedoch nicht,(Anm.1) und auch ein, angesichts der bildmäßigen Komposition durchaus denkbarer, konkreter Gemäldebezug konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Zu Recht wurde Flincks Autorschaft von Moltke, Sumowski und Schatborn abgelehnt.(Anm.2) Moltke sah eine mögliche Verbindung zu Jan de Bray.
Ähnlich gekleidete Herren begegnen in der Tat auf Gemälden wie z. B. Jan de Brays „Regenten des Haarlemer Kinderspitals“ (1663). Für das lockere Schraffurgerüst und den knapp angedeuteten Raum bei vergleichbaren Gestaltungselementen (Bild und Balken) kommt das Blatt einem 1651 datierten gezeichneten Selbstbildnis des Künstlers sehr nahe.(Anm.3) Dort ist das Gesicht ähnlich weich abschattiert bei gleichermaßen markant konturierten Augenlidern, und das rechte Auge ist ebenfalls auffällig größer proportioniert als das Linke.
Vergleicht man unser Blatt mit dem signierten und datierten Ganzfigurenporträt eines Geistlichen,(Anm.4) so stellt sich zudem die Frage, ob die Signatur nicht in gleicher Weise interpretiert werden sollte: Unklar bliebe der erste, an ein „G“ erinnernde Buchstabe, doch die folgenden Chiffren ließen sich durchaus als Reste einer entsprechenden Signatur De Brays interpretieren.

Annemarie Stefes

1 Vgl. Peter Schatborn: Een toeschrijving aan Govert Flinck, in: Bulletin van het Rijksmuseum 22, 1974, S. 111-120 mit zahlreichen Vergleichsbeispielen.
2 Nicht enthalten in Werner Sumowski: Drawings of the Rembrandt School. Bd. 4, Fabritius - Furnerius, hrsg. von Walter L. Strauss, New York 1981; Schatborn, mündlich, 23. 2. 2008.
3 Haarlem, Frans Hals Museum, Inv.-Nr. OS I-32, Pieter Biesboer, Friso Lammertse, Fred G. Meijer: Salomon, Jan, Joseph en Dirck de Bray. Vier schilders in één gezin, Ausst.-Kat. Haarlem, Frans Hals Museum, London, Dulwich Picture Gallery, Zwolle 2008, Nr. 25; Standort unbekannt, von Joachim Wolfgang von Moltke: Jan de Bray, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 11/12, 1938-1939 (ersch. 1941), S. 421-523, S. 500, Nr. Z 54, Abb. 68. Die Gesichtsmodellierung verbindet auch mit der Salomon de Bray zugeschriebenen Kat.-Nr. 155, und die Körperhaltung des Dargestellten erinnert im Gegensinn an zwei Herrenporträts in Vorden, Sammlung V. d. S., von Joachim Wolfgang von Moltke: Salomon de Bray, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 11/12, 1938-1939 (ersch. 1941), S. 309-420, Abb. 43 und 44.
4 Ehemals Rotterdam, Sammlung D. Hannema, von Joachim Wolfgang von Moltke: Jan de Bray, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 11/12, 1938-1939 (ersch. 1941), S. 421-523, S. 506, Nr. Z 105, Abb. 74.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts stark abgeriebene Signatur, wohl: "[…] JD[ligiert] Bray“ (schwarze Kreide, stark abgerieben)

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24-25 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 23: "Govert Flinck. Halbfigur eines jungen Mannes in sitzender Stellung, in langen Haaren, {auf} an einen Tisch mit Büchern gelehnt, einen breitrandigen Hut in der Hand haltend. Bez G Flinck f. Kreide auf blau Papier, gehöht. 10.3.12.9."; NH Ad: 02: 01, S. 250: "... Bez. Gerard Brand"); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.137-138, Nr.151

Joachim Wolfgang von Moltke: Govaert Flinck, Amsterdam 1965, S.267, Nr.201 mit Abb.