Jan Brueghel (der Jüngere) Jan Brueghel (der Ältere), Kopie
Rast auf der Landstraße,
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Jan Brueghel (der Jüngere) Jan Brueghel (der Ältere), Kopie

Rast auf der Landstraße,

Jan Brueghel (der Jüngere) Jan Brueghel (der Ältere), Kopie

Rast auf der Landstraße

Die Zeichnung stimmt im Wesentlichen überein mit einem Gemälde Jan Breughels (II),(Anm.1) das wiederum auf ein Bild seines Vaters Jan Brueghel (I) zurückgeht.(Anm.2) Dabei lassen sich Abweichungen im Detail beobachten: So ist die Deichsel des vorderen Wagens auf dem Werk des jüngeren Breughel nicht mit einem abschließenden Querbalken versehen, und auf der Fassung des Älteren liegen keine Pferdeknochen im Vordergrund des Weges. In diesen Einzelheiten entspricht unsere Zeichnung der Arbeit des Sohnes, bei leichten Abweichungen in der Anlage der Äste, den fehlenden fliegenden Vögeln und einer vereinfachten Horizontlinie.
Stilistische Verwandtschaften mit gesicherten Zeichnungen des Künstlers stützen die Zuschreibung an Jan Breughel (II). So erinnert die gestrichelte Kontur an dessen „Ansicht von Nürnberg“, und die Bäume im Hintergrund verbinden das Blatt mit einer „Landschaft aus Oberitalien“.(Anm.3) Gleichzeitig finden sich in dem offeneren Baumschlag und in der Farbigkeit stilistische Anklänge an die zeichnerische Handschrift des Vaters,(Anm.4) die an eine gezeichnete Inspirationsvorlage denken lassen.
In jedem Fall bezieht sich die rückseitige Beischrift auf ein Original des Vaters („fluwelen bruegel“), das offensichtlich am 18. Februar 1607 entstanden ist. Ob es sich um eine eigenhändige Annotation des Sohnes oder eine spätere Ergänzung handelt, ist angesichts des schlechten Erhaltungszustandes schwer zu klären. Das Schriftbild wirkt etwas unregelmäßiger als auf den für Jan Breughel (II) gesicherten Schriftproben.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 New York, Privatbesitz, Klaus Ertz: Jan Brueghel der Jüngere (1601-1678). Die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog, Flämische Maler im Umkreis der großen Meister, Bd. 1, Freren 1984, Nr. 20.
2 Englischer Privatbesitz, Klaus Ertz, Christa Nitze-Ertz: Landschaften mit profanen Themen, Jan Brueghel der Ältere (1568-1625). Kritischer Katalog der Gemälde., Bd. 1, 4 Bde, Lingen 2008, Nr. 44.
3 Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. N 159, Matthias Winner: Zeichnungen des älteren Jan Brueghel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 3, 1961, S. 190-241, Abb. 30; Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 7115, Matthias Winner: Zeichnungen des älteren Jan Brueghel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 3, 1961, S. 190-241, Abb. 37. Vgl. auch die „Landschaft“ in London, Courtauld Institute of Art, Inv.-Nr. D.1952.RW.1647, Matthias Winner: Zeichnungen des älteren Jan Brueghel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 3, 1961, S. 190-241, Abb. 35.
4 Z. B. „Bäume auf der Anhöhe“, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 8419, Winner 1961, Abb. 18, oder „Weg auf der Anhöhe“, Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts, Sammlung De Grez, Inv.-Nr. 4060/484, Winner 1961, Abb. 19, „Waldweg“, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 763, Winner 1961, Abb. 22. Von diesen Zeichnungen und anderen Arbeiten des Vaters, z. B. in Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. XV und Inv.-Nr. 5990, Flemish Drawings of the Seventeenth Century from the Collection of Frits Lugt, Ausst.-Kat. London/Paris/Bern/Brüssel, Gent 1972, Nr. 16 und 15, unterscheidet sich unser Blatt in der insgesamt trockeneren und vorsichtigeren Ausführung, womit die Autorschaft des Jan Brueghel (I) auszuschließen ist.
5 Vgl. die Beischrift auf der Rückseite einer „Ansicht von Schloss Hermanstein bei Wetzlar“, heutiger Standort unbekannt, Matthias Winner: Zeichnungen des älteren Jan Brueghel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 3, 1961, S. 190-241, Abb. 32 und 33.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts Stempel der Sammlung Esdaile (L. 2617); auf dem Verso oben links von der Mitte bezeichnet: "1607 febr 18" (Feder in Braun); oben in der Mitte vielleicht von gleicher Hand bezeichnet und nummeriert: "fluwelen Breugel No 36" (Feder in Braun)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Buchstaben PC[?]V, darüber Kreuz, Heawood/Briquet/Piccard deest
21-24 mm (h)

Verso

Titel verso: Reste einer Skizze eines Schiffes

Technik verso: schwarze Kreide

Provenienz

William Esdaile (1758-1837), London (L. 2617); auf dessen Auktion, London 1840 (Lugt, Ventes 15865) erworben von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 9: "[Jan Breughel, genannt Sammet Breughel] Brabantische Landschaft mit einer durch Reisewagen und Marktbauern belebten Landstraße die zu einer nahen Stadt führt. Feder, Seppia und Tusche 11.10.7.10 Samml. Esdaile. 1833."; NH Ad: 02: 01, S. 245); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.143, Nr.163

Thomas Ketelsen: Vom Verschwinden der Wege, in: Böhmen liegt am Meer. Die Erfindung der Landschaft um 1600, Ausst.-Kat. Hamburg 1999, S. 7-37, S.19, 37, Anm. 32

Im Blickfeld. Böhmen liegt am Meer. Die Erfindung der Landschaft um 1600, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1999, Nr.17

Wolf Stubbe: in: Das große Buch der Graphik, 1968, , S.268, 277, Abb.S. 270

A Catalogue of the Very Important Collection of the late William Esdaile, Esq. Part III. Comprising Drawings, by Italian, German, Flemish, and Dutch Masters; which will besold by Auction,, Christie and Manson, 18.-23. 6. 1840, London, 1840, S.41, Nr.569

Gustav Pauli: Zeichnungen alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Niederländer, hrsg. von Hamburger Kunsthalle, Veröffentlichungen der Prestel-Gesellschaft, Bd. 12, Frankfurt a. M. 1926, Abb.Taf. 10