Hans Ulrich Franck
Hans Ulrich Franck
Die spätere Beschriftung „J.U. Franck“ stammt von derselben Hand wie auf Francks Blatt „Künstler und Kenner“ in Berlin(Anm. 1), weshalb anzunehmen ist, dass beide Blätter einmal gemeinsam in einer noch unbekannten Sammlung waren. Damit ergibt sich zwar noch nicht zwangsläufig eine Zuschreibung an Franck, doch ist an ihr nicht zu zweifeln(Anm. 2), denn im Einzelnen entspricht die Zeichnung durchaus seiner Zeichenweise und Raumauffassung. Das räumlich unbestimmte Geschehen, in dem die Figuren aus dem Schatten herauszuwachsen scheinen, ist für Franck genauso typisch wie der über das Papier huschende und die Figuren zunächst nur andeutende Kreidewstift.(Anm. 3) Erst nachträglich wird der Kontur der Figuren mit dem Stift verfestigt. Auch die nur als kurzer Strich beinahe punktartig gesetzten Augen haben in anderen Zeichnungen Francks ihre Parallelen(Anm. 4), ebenso die wie gewischt wirkenden Weißhöhungen. Schwierigkeiten bereitet dagegen die vom linken Rand der Darstellung überschnittene Figurengruppe, die nicht richtig zur Komposition gehört. Sie ist so dicht an die Gruppe der sitzenden Soldaten herangerückt, dass sie schon den Fuß des links Sitzenden überschneidet. Dies und der insgesamt bestimmtere Duktus lassen eine nachträgliche Einfügung vermuten.
Peter Prange
1 Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, KdZ 7154, vgl. Elfried Bock: Staatliche Museen zu Berlin: Die deutschen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Berlin 1921, S. 166.
2 Bestätigt auch von Tilman Falk, Augsburg, mündlich am 29.10.2004.
3 Vgl. „Abigail vor David“, Augsburg, Städtische Kunstsammlungen, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. G. 4959–74, vgl. Tilman Falk: Eine Gruppe von Zeichnungen des Hanns Ulrich Franck, in: pinxit/sculpsit/fecit. Kunsthistorische Studien. Festschrift für Bruno Bushart, München 1994, S. 112, Abb. 1.
4 Salome und der Henker, Privatbesitz, vgl. ebd., S. 117, Abb. 5.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
Fünfzackiger Stern oder fünfblättrige Blume mit doppelkonturigem Stab und Beizeichen (nicht identifiziert), vergleichbar Briquet 4457 (Stab hier wellenförmig und ohne Beizeichen, Reggio Emilia, 1574)
Provenienz
Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), NH Ad: 01: 04, fol. 128: "Hans Ulrich Franck Einige Soldaten auf der Vorhut um ein Herdfeuer versamelt. Sehr schnell skizziert m Kreide auf bl. P. gehöht. 13.7.7.9"; und Ad: 02: 01, S. 233; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle
Bibliographie
Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.164, Nr.320, Abb.Farbtafel S. 43