Hans Holbein d. Ä.
Bildnis des Baumeisters Konrad Würffel, um 1509
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Hans Holbein d. Ä.

Bildnis des Baumeisters Konrad Würffel, um 1509

Hans Holbein d. Ä.

Bildnis des Baumeisters Konrad Würffel, um 1509

Die Silberstiftzeichnung zeigt das Portrait des Baumeisters Konrad Würffel, der zwischen 1508–1510 am Überlinger Münster tätig war. Von 1505 bis 1512 ist seine Mitarbeit am Konstanzer Münster nachgewiesen.(Anm.1) Eine weitere Silberstiftzeichnung in Bamberg zeigt das Bildnis Würffels mit herabgezogenen Lidern, was dafür spricht, dass Holbein die Zeichnung nach der Totenmaske des erst 1516 verstorbenen Würffel anfertigte.(Anm.2) Die bis dahin vorherrschende Datierung unseres Blattes von 1495– 1500 wurde daher zu Recht von Eckhard Schaar angezweifelt.(Anm.3) Richtiger erscheint dagegen der bereits im Augsburger Katalog von 1955 angegebene Zeitraum um 1509, womit das Blatt vermutlich während Holbeins Elsass-Reise entstanden ist. Stilistisch unterscheidet sich die Hamburger Zeichnung von dem Bamberger Blatt durch eine feinere und insgesamt geschlossenere Strichführung.
Das Bildnis Würffels gehört zu einer Gruppe von Künstlerbildnissen in Silberstift, die Holbein in seinen Skizzenbüchern zu Studienzwecken anlegte.(Anm.4) Dabei hat er die Portraitierten – wie im Falle Würffels – teils zweimal in variierenden Zeichnungen dargestellt. Dies betrifft auch das Portrait des Baumeisters Burkhart Engelberg, von dem zwei unterschiedliche Fassungen in Kopenhagen und Berlin existieren.(Anm.5) Marschke vermutet, dass das repräsentative Bildnis, in diesem Fall die Hamburger Zeichnung, dabei als offizielles Bildnis fungierte, während das persönlichere im Besitz des Künstlers verblieb.(Anm.6)

Petra Roettig

1 Bamberg, Staatsbibliothek, Inv.-Nr. Graph. I A 8, vgl. Marschke 1998, S. 525, Abb. 58, und S. 573.
2 Ebd.
3 Lieb, Stange 1960, S. 90, Nr. 152.
4 Vgl. Marschke 1998, S. 169. Vgl. das „Basler Skizzenbuch“, Basel, Kunstmuseum, Kupferstichkabinett, U:XX.(1–20), vgl. Dürer Holbein Grünewald. Meisterzeichnungen der deutschen Renaissance aus Berlin und Basel, Ausst.-Kat. Basel 1997, S. 68–70, Nr. 8.6.
5 Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, S. 55, Nr. 16; Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, KdZ 2569, vgl. Kat. Kopenhagen 2000, S. 55, Nr. 16, Abb und Fig. 16a.
6 Marschke 1998, S. 169.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben bezeichnet: "Meister Conrad von Yberlingen" (Feder in Braun); in der Mitte rechts: Steinmetzzeichen (Feder in Braun)

Auf dem Verso in der Mitte links bezeichnet: "M (unleserlich)" (Feder in Braun); Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1780-1863), Hamburg (L. 1244) NH Ad: 01: 04, fol. 143: "{Fünfzehntes} Desgl. Brustbild eines {hoch} bejahrten Greises, eine Art von Hut tragend. Bez. Meister Conradt von Oberlingen mit dem Zeichen Silberstift auf grundiertem Pergament. Der Grund deckfärbig laviert; {3.5.4.6. Brav ausgeführt} von braver Ausführung 3.5.4.6.", rechts am Rand: "Küstl.?"; und Ad: 02: 01, S. 239; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.185-186, Nr.388, Abb.Farbtafel S. 47

Katharina Krause: Hans Holbein der Ältere, München 2002, S.283, 388 Anm. 98

Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.130-131, Nr.60, Abb.

Till-Holger Borchert: Rondom Dürer. Duitse prenten en tekeningen ca. 1420-1575 uit de collectie van Museum Boijmans Van Beuningen, Ausst.-Kat. Bonnefantenmuseum, Maastricht 2000, S.242, Nr.bei Nr. 26

Stefanie Marschke, Künstlerbildnisse und Selbstporträts: Studien zu ihren Funktionen von der Antike bis zur Renaissance, Weimar 1998, S.169, Abb.57

190

Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Werner Hofmann, München 1989 (2. erw. Aufl.), S.191, Nr.420, Abb.

Von Dürer bis Baselitz. Deutsche Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1989, S.16, Nr.4, Abb.

Bushart, Bruno, Hans Holbein der Ältere, Augsburg, Verlag Hofmann-Druck KG 1987, S.161, Nr.18, Abb.18,

Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Werner Hofmann, München 1985, S.177, Nr.389, Abb.

Köpfe der Lutherzeit, hrsg. von Werner Hofmann, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, München 1983., S.174, Nr.72, Abb.175

Eckhard Schaar: Die gezeichnete Welt, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1977, S.o.S., Abb.

Hundert Meisterzeichnungen aus der Hamburger Kunsthalle 1500-1800, Bd. 5, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1967, S.29, Nr.33, Abb.32

Hans Holbein der Ältere und die Kunst der Spätgotik, Ausst.-Kat. Rathaus, Augsburg 1965, S.107, Nr.79, Abb.81

Norbert Lieb und Alfred Stange: Hans Holbein der Ältere, München 1960, S.90, Nr.152, Abb.229

Norbert Lieb: Augsburger Renaissance, Augsburg 1955, S.53, Nr.272

Ein Halbjahrtausend deutscher Zeichnung, hrsg. von Kunsthalle Bremen, Bremen 1936, S.19, Nr.93

Gustav Pauli: Holbeinzeichnungen in der Hamburger Kunsthalle, in: Zeitschrift für Bildende Kunst 60, N. F. XXXVI, 1926, S. 89-92, S.89, Abb.S. 90

Ausstellung von Zeichnungen Alter Meister aus den Sammlungen der Kunsthalle zu Hamburg, Ausst.-Kat. Kunstverein in Hamburg 1920, S.15, Nr.81, Abb.Taf. 8