Girolamo da Carpi (Umkreis)
Figurengruppe mit Krugträgern,
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Girolamo da Carpi (Umkreis)

Figurengruppe mit Krugträgern,

Girolamo da Carpi (Umkreis)

Figurengruppe mit Krugträgern

Die Zeichnung der Gruppe von Krugträgern weist eine alte, vielleicht von einem Sammler stammende Zuschreibung an Raffael auf. Harzen wollte dagegen lediglich einen „tüchtigen“ Schüler des Meisters erkennen. Womöglich störte er sich an einigen wenig sinnvollen Schraffuren, wie sie z. B. an den Armen des rechten oberen Mannes erkennbar sind. Auch lässt die Art der Konturführung, so z. B. beim Knie des Mannes rechts unten, keinen Vergleich mit gesicherten Blättern Raffaels zu.
Die Zeichentechnik und das Bildmotiv könnten – wie Paul Joannides (Anm.1) und Hugo Chapman (Anm.2) vermuteten – auf einen Nachfolger Girolamo da Carpis hindeuten. Zwar sind die für Girolamo gesicherten Blätter häufig mit kraftvolleren Linien und festeren Konturen gezeichnet, doch könnte hier ein von diesem beeinflusster Künstler tätig gewesen sein.
Das Bildmotiv und dessen formale Gestaltung erinnern an antike Reliefs, die Carpi häufig kopiert hat. Denkbar ist auch ein Einfluss über Mantua, wo Carpi ebenfalls gezeichnet hat. Giulio Romano hat für den dortigen Palazzo del Te eine vergleichbare Gruppe mit tragenden Männern entworfen. Eine Kompositionsidee für die Darstellung „Soldaten durchqueren einen Fluss“ zeigt eine von links nach rechts leicht hochsteigende Gruppe mit Lastenträgern.(Anm.3) Die Hamburger Szene dürfte ein ähnliches Thema darstellen, denkbar wäre die Beladung eines Schiffes mit Vasen.
Darüber hinaus ist auch ein zeichentechnischer Einfluss Giulio Romanos erkennbar. So zeigen die „Kentauromachie“ in Chatsworth (Anm.4) und die „Beweinung Christi“ in New Haven (Anm.5) ähnliche Schraffuren, ebenfalls den Verzicht auf Lavierung und eine relativ lockere Konturführung.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung, 7. 12. 2008.
2 Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18. 1. 2008.
3 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 14201; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. III (Inv. 2401-14325), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 35, Wien, Köln, Weimar 1995, S. 1847–1848.
4 Chatsworth, Devonshire Collection, Inv. 114; Giulio Romano, Ausst.-Kat. Mantua, Palazzo Tè, Mailand 1989, S. 357, Abb. S. 356.
5 New Haven, Yale University Art Gallery, Ascher M. Huntington, B. A. Fund in exchange, 1973.1; Giulio Romano, Ausst.-Kat. Mantua, Palazzo Tè, Mailand 1989, S. 430.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "Rafaelo[?]" (Feder in Braun); auf dem Verso Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

David Christopher Mettlerkamp (1774-1850) Hamburg (nicht bei Lugt); auf dessen Nachlassauktion am 30. September 1857 (Lugt xxxx) von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) erworben; NH Ad : 02 : 01, S. 226; NH Ad : 01 : 03, fol. 112 (als Raffael-Schule): "Fünf Männer, welche Vasen, theils auf dem Kopfe theils in den Händen tragen. Geistvolle Federzeichnung von einem tüchtigen Schüler Rafaels. 4.4 7.0."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.129, Nr.124