Giovanni Battista Tiepolo (Nachahmer)
Studie eines Orientalen, um 1760/80
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Giovanni Battista Tiepolo (Nachahmer)

Studie eines Orientalen, um 1760/80

Giovanni Battista Tiepolo (Nachahmer)

Studie eines Orientalen, um 1760/80

Die Studie eines Orientalen erinnert an Figurentypen, wie sie in der venezianischen Malerei und Druckgraphik des 18. Jahrhunderts häufig vorkommen. Vor allem Giovanni Battista und Domenico Tiepolo haben diese, ihnen aus der Heimat vertrauten Typen wiederholt verwendet.(Anm. 1) Charakteristisch für den Dargestellten auf dem Hamburger Blatt sind die leicht vorgeschobene Unterlippe, der betonte Kinnbart sowie das hochschließende Gewand.
Ähnliche Köpfe, wenn auch nicht genau entsprechend, finden sich auf Giovanni Battista Tiepolos Gemälden und Fresken. So erinnert der auf dem Gemälde am „Bankett der Kleopatra“ sitzende Orientale an den Hamburger Kopf.(Anm. 2) In der allgemeinen Auffassung sowie in manchen Details lässt sich besonders gut die sogenannte „Raccolta di Teste“ des Domenico Tiepolo mit dem Hamburger Blatt vergleichen.(Anm. 3) Da sich aber keine genau entsprechende Vorlage finden lässt, muss die Zeichnung als eine von dieser Serie oder Gemälden der Venezianer angeregte Studie betrachtet werden.
Die künstlerische Qualität der Zeichnung reicht nicht aus, um sie Giovanni Battista Tiepolo selbst zuzuschreiben. Eine Entstehung im Umkreis dieses einflussreichen Künstlers ist aber vorstellbar. Dies gilt auch für ein Blatt in Warschau, das in stilistischer, technischer und motivischer Hinsicht mit der Hamburger Zeichnung vergleichbar ist.(Anm. 4)

David Klemm

1 Die Zeichnung wurde in der Sammlung von der Hellen mit Frans Hals in Verbindung gebracht. Im Kabinett galt sie als Kopie nach Giambattista Piazzetta.
2 Vgl. den Bozzetto im Pariser Musée Cognacq-Jay; Antonio Morassi: A complete Catalogue of the Paintings of G. B. Tiepolo, London 1962, Abb. 310.
3 George Knox: Domenico Tiepolo: Raccolta di Teste 1770-1970, Mailand 1970, vgl. z. B. Nr. I 14–16.
4 Warschau, Nationalmuseum. Vgl. Disegni veneti in Polonia, bearb. v. Maria Mrozinska, Cataloghi di Mostre 7, Ausst.-Kat. Venedig, Fondazione Giorgio Cini, Venedig 1958, S. 46–47, Nr. 45.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links nummeriert: "718[?]" (Feder in Schwarz); auf dem Verso in der Mitte nummeriert: "17" (Bleistift); unten links bezeichnet und nummeriert: "Hellen 460" (Bleistift); unten rechts: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Taube; nicht identifiziert. CM: Schriftzug "ROSA"; nicht identifiziert.

Provenienz

Slg. Costa (laut Karteikarte; nicht bei Lugt???); Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg; Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro (Argentinien); Stiftung von der Hellen an die Hamburger Kunsthalle 1962

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.345, Nr.524