Giovanni Baglione
Maria mit dem Christuskind und einem Engel,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Giovanni Baglione

Maria mit dem Christuskind und einem Engel,

Giovanni Baglione

Maria mit dem Christuskind und einem Engel

Die Zeichnung wurde von Harzen und noch im ersten Inventar der Kunsthalle Correggio zugewiesen. Berenson schlug in den 1920er Jahren per Kartonnotiz einen mailändischen Meister des 16. Jahrhunderts in der Art der Procaccini vor. Es war Philip Pouncey, der bei einem Besuch des Kabinetts in den frühen 1960er Jahren offensichtlich als erster Baglione als Zeichner in Erwägung zog.
Diese Zuschreibung wurde von Andrea Czére zunächst 1994 per Kartonnotiz gestützt und 1998 in einem Aufsatz präzisiert.(Anm. 1) Sie stellte den Zusammenhang der sehr lebendigen, skizzenhaften Zeichnung auf dem Verso mit Bagliones 1598 vollendeten Fresko „Himmelfahrt Mariens“ in S. Maria dell’ Orto in Rom her. Obwohl die als prima idea einzuordnende Zeichnung sich in der Wahl des Querformats grundsätzlich von dem im Hochformat ausgeführten Fresko unterscheidet, weist sie hinsichtlich der Figurenanordnung und des oberen Abschlusses in Bogenform wesentliche Gemeinsamkeiten mit diesem auf. Die skizzenhafte Leichtigkeit der Figuren findet sich in nahezu identischer Weise auf einem Blatt der Wiener Albertina (Anm. 2), worauf bereits Konrad Oberhuber hinwies.(Anm. 3)
Die sorgfältiger ausgeführte Kreidestudie auf dem Recto lässt sich mit keinem bekannten Werk in Verbindung bringen. Das Blatt deutet mit den voluminösen Körpern auf Bagliones Anlehnung an klassische Vorbilder hin.(Anm. 4) Smith O’Neil erkannte hier Ähnlichkeiten mit einer antiken Juno-Statue.(Anm. 5) Generell zeigt die Rötelstudie den Einfluss des Cavaliere d’Arpino. Die Verwendung des Rötelstifts findet sich – so Smith O’Neil – auch auf anderen Blättern der späten 1590er Jahre.

David Klemm

1 Czére 1998.
2 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 17753. Das Wiener Blatt wurde wie die Hamburger Zeichnung lange als Werk Correggios eingestuft, bis wiederum Philip Pouncey Baglione vorschlug. Vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. IV (Inv. 14326-42255), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 36, Wien, Köln, Weimar 1997, S. 2193–2194.
3 Undatierte Kartonnotiz.
4 Czére 1998, S. 378.
5 Maryvelma Smith O’Neil: Giovanni Baglione. Artistic reputation in Baroque Rome. Cambridge 2002, S. 284.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso im rechten Bereich unten: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten links nummeriert: "9.9 13.10" (Bleistift); rechts daneben bezeichnet: "p. 89" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Buchstabe „M“ mit sechszackigem Stern darüber in Wappenschild; ähnlich Heawood 3026 (Rom ca. 1580).

Verso

Titel verso: Variation des Engels auf dem Recto (Rötel), Oberkörperstudie eines Mannes (Feder in Braun über Graphit), und Studie für eine Himmelfahrt Marien (Feder in Braun über Graphit)

Technik verso: Feder in Braun über schwarzer Kreide, Rötel (Engel)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 213 (als Correggio); NH Ad : 01 : 03, fol. 89 (als Correggio): "Maria mit dem Kind auf dem Schoosse hält in der Linken einen Gegenstand empor der einer Reifkrone gleicht; sie ruht auf einer Erhöhung von zwey Stufen an deren Fuße zu ihrer Rechten ein Engel mit einem Palmenzweige steht. Röthel gewischt. Freye, grossartig entworfene Skizze. 9.9 13.10 mit abgestumpften Ecken. / [folgende Worte am Rand:] Auf der Rückseite Entwürfe mit der Feder, die Himmelfahrt Maria und ein Heiliger."; auch noch verzeichnet in NH Ad : 01 : 32, fol. 836 (als Correggio); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1969 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.76, Nr.19

Maryvelma Smith O'Neil: Giovanni Baglione : artistic reputation in Baroque Rome., Cambridge 2002, S.283-284; 240 (VersoI, Nr.App. 3, Nr. 30; Nr. 19 (Verso=

Andrea Czére: New Drawings by Giovanni Baglione, in: Master Drawings 36, 1998, Nr. 4, S. 378-397, S.378, mit Anm. 5 auf S. 396, Abb.2