Giovanni Antonio Bazzi, gen. Sodoma, Zeichner, zugeschrieben
Maria mit dem Christuskind und Heiligen unter einem Baum,
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Giovanni Antonio Bazzi, gen. Sodoma, Zeichner, zugeschrieben

Maria mit dem Christuskind und Heiligen unter einem Baum,

Giovanni Antonio Bazzi, gen. Sodoma, Zeichner, zugeschrieben

Maria mit dem Christuskind und Heiligen unter einem Baum

Georg Ernst Harzen hat das bislang kaum beachtete Blatt dem Ferraresischen Künstler Garofalo zugeschrieben, später gelangte es zu den anonymen Zeichnern des 16. Jahrhunderts. John Gere brachte die Zeichnung dann per Kartonnotiz mit Giovanni Antonio Bazzi, genannt Sodoma, in Verbindung. Dieser Einschätzung hat Hugo Chapman zugestimmt.(Anm.1) Komposition und einige Gesichtstypen erinnern an Sodomas 1542 datiertes Gemälde „Maria und sechs Heilige“ in Pisa.(Anm.2) Übereinstimmungen der Gesichter und Haltungen weist auch das Gemälde „Maria mit Heiligen“ in Siena, Palazzo Communale, auf. Die sorgfältige Ausführung des Hamburger Blattes spricht für einen weit fortgeschrittenen Entwurfsprozess. Eine exakte Entsprechung zu einem Gemälde des Künstlers lässt sich jedoch nicht ausmachen. Eine ähnliche Zeichenweise mit gleichsam starker Konturbetonung und lebendiger Strichführung der Binnenformen findet sich auch auf Sodoma-Zeichnungen im Louvre.(Anm.3) Angesichts dieser Ähnlichkeiten erscheint eine Zuschreibung an den Sieneser Künstler vertretbar.
In jedem Fall lässt das Blatt mit seiner klassischen Dreieckskomposition und der Art der Figurenbehandlung den Einfluss Raffaels erkennen. Die Identifikation der dargestellten Figuren ist mit Maria, Christus, Johannes dem Täufer sowie im Hintergrund Joseph und dem Hl. Franz von Assisi eindeutig. Bei der links knienden Frau könnte es sich aufgrund der Krone um die Hl. Katharina handeln, allerdings ist ihr bekanntestes Attribut, das zerbrochene Rad, nicht erkennbar.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18. 1. 2008.
2 Pisa, Museo Nazionale di S. Matteo.
3 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 1490 u. Inv.-Nr. 1492.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Reste einer alten Umfassungslinie im unteren Bereich; auf dem Verso bezeichnet: "Benvenuto Tisio / Garofalo / fec." (Bleistift); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Doppelkonturiger Kreis, Inhalt nicht erkennbar, darüber Kleeblatt, darunter "PP"; nicht identifiziert.

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), NH Ad : 02 : 01, S. 224 (als anonym mit den Hinweisen: P. d. Vaga? und Garof. [d. h. Garofalo; in Bleistift]); NH Ad 01 : 03, fol. 113 (als Benvenuto Tisi, gen. Garofalo): "Die Heilige Familie von Heiligen verehrt. Unter einem Baume an dem ein Teppich befestigt ist sitzt Maria auf einer Wiege neben dem stehenden Jesuskind. Johannes Joseph St Franziscus und eine weibliche Heilige nähern sich ehrbötig: Schöne und ausführliche Röthelzeichnung auf grauem P. Hauptblatt. 11.3[5?]. 14.7"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.336, Nr.505