Die Zeichnung gelangte als Stiftung Harzens mit einer Zuschreibung an Giovanni Andrea Donducci, genannt il Mastelletta, ins Kabinett. Harzen berief sich dabei sicher auf die alte handschriftliche Zuweisung, die wohl auf einen Vorbesitzer zurückgehen dürfte. Das Blatt blieb bislang unbeachtet, was auf der Schwierigkeit einer genaueren Zuordnung beruht; denn Harzens Attribution findet, wie Andrea Czére feststellte, allenfalls in dem schlanken Figurentyp bei Mastelletta eine Entsprechung.(Anm.1) Auch erinnert die nach vorn schreitende Figur des Joseph auf der „Flucht nach Ägypten“ in Bologna, S. Maria della Pietà, mit ihrer Körperhaltung an die Hamburger Figur. Darüber hinaus ist eine genaue Zuweisung angesichts des schlechten Forschungsstandes zum Zeichner Mastelletta sehr schwierig.(Anm.2) Insgesamt ist der Bestand an gesicherten Zeichnungen noch sehr gering. Auffallend ist, dass selbst die großen Kabinette in Wien oder Paris über keine oder nur sehr geringe Bestände verfügen, die sich zudem deutlich vom Hamburger Blatt unterscheiden.(Anm.3) Angesichts dieser Ausgangslage erscheint eine eindeutige Zuschreibung an Mastelletta problematisch, aber nicht ausgeschlossen. Auffallend ist in jedem Fall, dass der Zeichner bei diesem Blatt den Füßen und Händen wenig Aufmerksamkeit schenkt. Letztere sind relativ unbeholfen gezeichnet. Die auffallend schlanken Proportionen lassen vermuten, dass es sich bei der dargestellten Figur um den auferstandenen Christus handelt. Allerdings sind keine Wundmale erkennbar.

David Klemm

1 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28. 10. 2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
2 Zu Mastellettas zeichnerischem Werk vgl. Fulvio Monai: Un pittore secessionista del ’600 bolognese, Giovanni Andrea Donducci, detto il Mastelletta, in: Studi di storia dell’arte in onore di Antonio Morassi, hrsg. v. Arte Veneta, Venedig 1971, S. 219-226, S. 219–226.
3 Vgl. die mit feiner Federtechnik gezeichnete Studie eines Pferdes; Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 8221.