Giacomo Guardi (Umkreis)
Landschaft mit Ruine,
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Giacomo Guardi (Umkreis)

Landschaft mit Ruine,

Giacomo Guardi (Umkreis)

Landschaft mit Ruine

Die Zeichnung gelangte 1972 als Stiftung mit der Zuweisung an einen anonymen Italiener des 18. Jahrhunderts in das Kupferstichkabinett. Dargestellt ist eine Landschaft mit einer ruinösen antiken Säulenarchitektur. Diese an einen Tempel erinnernde Anlage weist in ihrer vermeintlichen Mitte jedoch keine Cella auf, sondern eine auf einem Podest stehende Grabanlage – sie ist demnach eher als phantasievolle Antikennachahmung einzuordnen.
Das Blatt ist sicher komponiert, wobei es dem Künstler offensichtlich nicht um eine exakte Wiedergabe der dargestellten Architektur geht. Die Zeichenweise ist locker und leicht, Figuren, Häuser und Landschaft sind mit Mut zur abstrahierenden Skizze angedeutet. Dank dieser Charakteristika lässt sich das Blatt eindeutig nach Norditalien lokalisieren, wobei vornehmlich Venedig und der von dieser Stadt beeinflusste Kunstkreis in Frage kommen. Zwar weisen Landschaften venezianischer Zeichner jener Zeit selten die eher in Mittel- oder Süditalien errichteten antiken Säulenarchitekturen auf, doch ist ein derartiges Motiv im Zeitalter des Capriccio durchaus auch für Norditalien nachweisbar.
In motivischer und technischer Hinsicht weist das Blatt auffallende Ähnlichkeit mit Zeichnungen des Venezianers Giacomo Guardi auf.(Anm. 1) Allerdings gibt es auch kleinere Unterschiede, so ist bei diesem das Laubwerk zumeist in Kombination von Feder und Lavierung angelegt. Auch scheint der Abstraktionsgrad der Figuren auf der Hamburger Zeichnung etwas weiter vorangetrieben als bei Giacomo Guardi. In diesem Punkt erinnert sie stärker an dessen Vater Francesco.(Anm. 2) Wenn auch eine direkte Zuschreibung Fragen aufwirft, erscheint doch eine Entstehung im Umfeld Giacomo Guardis sehr gut denkbar.

David Klemm

1 Vgl. z. B. Venedig, Museo Correr, Inv.-Nr. 44; vgl. Terisio Pignatti unter Mitarbeit v. Attilia Dorigato u. Filippo Pedrocco: Disegni antichi del Museo Correr di Venezia, Bd. 3 (Galimberti-Guardi), Venedig 1983, vor allem S. 239, Nr. 774.
2 Venedig, Museo Correr, Inv.-Nr. 710; vgl. Terisio Pignatti unter Mitarbeit v. Attilia Dorigato u. Filippo Pedrocco: Disegni antichi del Museo Correr di Venezia, Bd. 3 (Galimberti-Guardi), Venedig 1983, S. 148; Inv.-Nr. 711; vgl. Terisio Pignatti unter Mitarbeit v. Attilia Dorigato u. Filippo Pedrocco: Disegni antichi del Museo Correr di Venezia, Bd. 3 (Galimberti-Guardi), Venedig 1983, S. 150–151, Nr. 634.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso: Fragment eines (Liebes-?) Gedichts (Feder in Braun); unterhalb der Mitte links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Verso

Titel verso: Beschriftung (offensichtlich handelt es sich um einen privaten Brief oder Briefentwurf)

Provenienz

Geschenk von Max Adolfs Arnolds (1898-1976), La Tour-de-Peilz (Schweiz), 1972

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.204, Nr.271

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe, Bd. 18, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1973, S.214

[Eckhard Schaar]: Stiftung Max Arnolds, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 18, 1973, S. 212-214, S.214