Giacomo Cavedone, Zeichner, zugeschrieben Michelangelo Merisi da Caravaggio, ehemals zugeschrieben
Spielende und musizierende Männer und ein Mädchen an einem Tisch,
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Giacomo Cavedone, Zeichner, zugeschrieben Michelangelo Merisi da Caravaggio, ehemals zugeschrieben

Spielende und musizierende Männer und ein Mädchen an einem Tisch,

Giacomo Cavedone, Zeichner, zugeschrieben Michelangelo Merisi da Caravaggio, ehemals zugeschrieben

Spielende und musizierende Männer und ein Mädchen an einem Tisch

Das Blatt verfügte über eine alte Zuschreibung an Caravaggio. Bernard Berenson bekräftigte diese spätestens auf Harzen zurückgehende Ansicht beim Besuch des Kabinetts 1927.(Anm.1) Diese Einschätzungen beruhten sicherlich vornehmlich auf den unverkennbaren Anleihen aus dem Werk Caravaggios, wobei es sich vor allem um die Verwendung ähnlicher Motive bzw. um Anverwandlungen, aber nicht um genaue Entsprechungen handelt. So erinnert die nach vorn gebeugte Figur vorne rechts an den seitenverkehrt dargestellten Matthäus auf dem Gemälde „Die Berufung des Matthäus“ in S. Luigi dei Francesi in Rom. In der Grundanordnung der Hamburger Zeichnung lassen sich zudem Anklänge an die „Kartenspieler“ in Fort Worth (Texas) ausmachen.
Für eine Zuschreibung an Caravaggio reichen diese Ähnlichkeiten jedoch keineswegs aus. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es bislang keine einzige gesicherte Zeichnung von der Hand des Künstlers gibt, sodass Vergleichsmöglichkeiten nicht bestehen.
Das Blatt ist daher mit großer Wahrscheinlichkeit ein auf dem Gebiet der italienischen Zeichnungen eher seltenes Beispiel für die Rezeption Caravaggios im 17. Jahrhundert. Dabei geht es dem anonymen Künstler keineswegs wie Caravaggio um die spannungsvolle Kombination verschiedener Bildelemente, sondern um das eher gefällige Nebeneinander mehrerer Menschen.
Die Zeichnung wurde bislang wiederholt per Kartonnotizen in den Bologneser Kunstkreis eingeordnet. Während Christel Thiem allgemein an eine Kopie dachte, wurde von einem anonymen Wissenschaftler Simone Cantarini zur Diskussion gestellt. Stephen Pepper schlug Giacomo Cavedone vor. Besonders die leicht ovalen Gesichter und die angedeuteten Augen finden sich auf Zeichnungen dieses Künstlers. Noch stärkeren Bezug zu Cavedone weisen die Handstudien auf dem Verso auf. Typisch sind die Verwendung breiter Kreide und die recht grobe Konturierung der Glieder. Aufgrund dieser Ähnlichkeiten soll das Blatt hier in Verbindung mit diesem Künstler zur Diskussion gestellt werden.

David Klemm

1 Notiz im Archiv des Kupferstichkabinetts.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "Guercino" (Graphit)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Nicht erkennbar.

Verso

Titel verso: Handstudie

Technik verso: Kreide

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 01 : 03, fol. 90 (als Guercino): "Eine Composition [von] sechs Sängern, deren einer geistreich seine Bassgeige spielt. Halbfiguren kühn und meisterlich mit Röthel skizziert. 17.10. 12.0"; NH Ad: 02: 01, S. 211 (als Caravaggio); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.141, Nr.151