Gaspar de Crayer, Umkreis Cornelis Cornelisz. van Haarlem, ehemals zugeschrieben
Heiligendarstellung,
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Gaspar de Crayer, Umkreis Cornelis Cornelisz. van Haarlem, ehemals zugeschrieben

Heiligendarstellung,

Gaspar de Crayer, Umkreis Cornelis Cornelisz. van Haarlem, ehemals zugeschrieben

Heiligendarstellung

Bei dieser großzügig angelegten, ganz in Rottönen gearbeiteten Skizze handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den Entwurf zu einem – bislang nicht identifizierten – Gemälde: Die Rasterung diente der Übertragung auf ein größeres Format.
Die Zeichnung galt bisher als Werk des Cornelis van Haarlem, wurde aber von Van Thiel 1999 zu Recht nicht in das Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen. Stubbe setzte das Blatt in einer undatierten Karteinotiz in den Umkreis des flämischen Malers Gaspar de Crayer, und dieser Hinweis könnte in die richtige Richtung gehen. Grundsätzlich bewegt sich die breite Pinselführung in der Tradition flämischer Zeichenkunst, und die straffen Faltenzüge und fleckig markierten Gesichtszüge lassen sich ähnlich auf Zeichnungen beobachten, die De Crayer zugeschrieben werden; dies betrifft auch die exaltierte Gestik der Figuren.(Anm.1) Viele der Zeichnungen De Crayers sind ebenfalls quadriert. Allerdings konnte die Verwendung von Rötel auf den von Vlieghe 1972 katalogisierten Blättern nicht nachgewiesen werden; die dort aufgeführten Zeichnungen sind in der Regel mit Feder gezeichnet.(Anm.2) So wäre eine Entstehung allenfalls im Umkreis des Künstlers denkbar.(Anm.3)
Auf flämischen Kontext deutet auch das dargestellte Thema, dessen genaue Bestimmung noch aussteht. Eine Nonne oder Äbtissin wird offensichtlich von ihrer Patronin einem bärtigen Heiligen anempfohlen. Weder ist das kugelartige Gebilde, auf dem sich dieser niedergelassen hat, eindeutig zu identifizieren, noch lässt sich der daran gelehnte Gegenstand sicher bestimmen, bei dem es sich um einen Pfeil oder einen blühenden Stab handeln könnte.

Annemarie Stefes

1 Vgl. die De Crayer zugeschriebene Zeichnung, „Achilles und die Töchter des Lycomedes“, Aukt.-Kat. Amsterdam, Christie’s, 10. 11. 1997, Nr. 26; die „Beweinung Christi“ in Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 20373, Hans Vlieghe: Gaspar de Crayer, sa vie et ses œuvres, 2 Bde., Brussel 1972, Nr. A 169, oder die 1658 datierte „Studie eines knieenden Bischofs“, Leipzig, Museum der bildenden Künste, Inv.-Nr. N.I. 8414.
2 Vgl. auch Hans Vlieghe: Drawings by Gaspar de Crayer from the Ghent Album, in: Master Drawings 26, 1988, S. 119-132 und Hans Vlieghe: Further Thoughts on the Use of Drawings in Gaspar de Crayer's Workshop, in: Master Drawings 36, 1998, S. 83-90; eine Ausnahme bildet ein mit Pinsel in rötlichbrauner Tusche über Graphitskizze gezeichnetes Skizzenbuchblatt, Gent, Stedelijk Museum voor Schone Kunsten, Inv.-Nr. 1950-W 42, Hans Vlieghe: Drawings by Gaspar de Crayer from the Ghent Album, in: Master Drawings 26, 1988, S. 119-132, Abb. 42.
3 Stilistische Bezüge bestehen zu einer Willem van Herp I (1614–1677) zugeschriebenen Zeichnung in Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. K.67.194, Teréz Gerszi: 17th-Century Dutch and Flemish Drawings in the Budapest Museum of Fine Arts, Budapest 2005, Nr. 126.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
ca. 30-35 mm (v)

Provenienz

Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg, Nr. 769; Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro/Argentinien (nicht bei Lugt); Schenkung von der Hellen 1962 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.175, Nr.228