Gaetano Bertolani, zugeschrieben
Entwürfe für Decken- und Wandfelder,
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Gaetano Bertolani, zugeschrieben

Entwürfe für Decken- und Wandfelder,

Gaetano Bertolani, zugeschrieben

Entwürfe für Decken- und Wandfelder

Das mit zahlreichen Entwürfen für Wand- und Deckenfeldern versehene Blatt gelangte als anonyme Studie des 18. Jahrhunderts in die Sammlung. Es weist mit Deckenkassetten, mit den eingestellten Säulen und dem Wappenfries charakteristische Züge des Klassizismus’ auf. Die auf den beiden Blattseiten erkennbaren Räume lassen auf einen komplexen Bau schließen, der u. a. mit Kaminzimmer und prunkvoller Galerie höheren Repräsentationsansprüchen genügt haben dürfte.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde das Blatt per anonymer Kartonnotiz dem im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert sehr erfolgreichen Maler und Ausstattungskünstler Felice Giani (1758–1823) zugeschrieben.(Anm.1) Diese Attribution ist auf den ersten Blick durchaus einleuchtend, da Giani ähnlich vielteilige Entwurfsblätter von Raumgestaltungen angefertigt hat. Ein genauerer Vergleich verdeutlicht jedoch Unterschiede. So sind Gianis Blätter zwar bisweilen ähnlich dicht bezeichnet, doch sind seine Federzüge weniger dick, sodass die Blätter insgesamt klarer „lesbar“ sind.(Anm.2) Zudem ist Gianis Federführung lockerer und seine Figurenbehandlung sicherer. Letztlich sei darauf verwiesen, dass sich Schrift und Textinhalte des Hamburger Blattes nicht exakt mit Gianis Beschriftungen auf Zeichnungen verknüpfen lassen.(Anm.3)
Diese Gründe lassen an einer direkten Zuschreibung an Giani Zweifel aufkommen. Denkbar ist aber, dass hier die Zeichnung eines in seinem Umkreis tätigen oder von ihm angeregten Architekten bzw. Raumgestalters vorliegt. Anna Ottani Cavina stimmte dieser Einschätzung zu und schlug dessen langjährigen Mitarbeiter Gaetano Bertolani als Entwerfer vor.(Anm.4) Dieser hat auch noch lange nach Gianis Tod dessen Dekorationsschemata weiter gepflegt.(Anm.5) Seine Zeichnungen weisen die oben angeführten Schwächen in der Federführung auf und auch die Beschriftung deutet mit ihren orthographischen Fehlern mit großer Wahrscheinlichkeit auf Bertolani hin.(Anm.6)
Anna Ottani Cavina verwies auf die Nähe zu Zeichnungen Bertolanis in einem Skizzenbuch, das kurz nach Gianis Tod entstanden sein dürfte.(Anm.7)
Ein konkretes Ausstattungsprojekt konnte bislang nicht mit den Entwurfsstudien verbunden werden. Die mehrfache Nennung römischer Palmi deutet auf eine Planung für einen Bau in Rom hin.

David Klemm

1 Das Monogramm des Kollegen „ARC“ (?) konnte bislang nicht aufgelöst werden.
2 New York, Cooper Hewitt Museum, Studien aus einem Skizzenbuch, Cat. Nr. A1.180; vgl. Anna Ottani Cavina, unter Mitarbeit v. Attilia Scarlini: Felice Giani 1758-1823 e la cultura di fine secolo, 2 Bde., Mailand 1999, II, S. 794–797; Nr. A 250, A 260.
3 Mitteilung von Anna Ottani Cavina per E-Mail auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 19. 3. 2007.
4 Mitteilung per E-Mail auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 19.3.2007.
5 Vgl. Anna Ottani Cavina, unter Mitarbeit v. Attilia Scarlini: Felice Giani 1758-1823 e la cultura di fine secolo, 2 Bde., Mailand 1999, I, S. 195.ff.
6 Mitteilung per E-Mail, 19. 3. 2007.
7 Privatsammlung, Bologna. Vgl. Anna Ottani Cavina, unter Mitarbeit v. Attilia Scarlini: Felice Giani 1758-1823 e la cultura di fine secolo, 2 Bde., Mailand 1999, I, S. 199–200.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Zahlreiche Beschriftungen, u.a. Maßangaben usw. (Feder in Braun)

Oben in der Mitte Stempel der Sammlung Philippi (L. 1334); auf dem Verso oben in der Mitte Stempel der Sammlung Philippi (L. 1334); oben in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1234)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Gekreuzte Stäbe[?] in zweikonturiger ornamentaler Form. CM: Nicht erkennbarer Schriftzug.

Verso

Titel verso: Decken, Grund- und Aufriß

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi an die Hamburger Kunsthalle 1908

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.97-98, Nr.59