Während er in seinen ersten Jahren als Zeichner vorwiegend die nähere Umgebung Haarlems erkundete, suchte Milatz ab etwa 1805 auch entferntere Gegenden auf. Zu seinen Motiven zählten nun Orte wie Katwijk, Den Haag, Leiden und Amsterdam.(Anm.1) In dieser Zeit entstanden die beiden in Hamburg verwahrten Ansichten des an der Zuiderzee, unweit von Amsterdam gelegenen Fischerdorfes Monnickendam. Im Unterschied zu Pronk, De Beyer und anderen topographischen Zeichnern der Vorgängergeneration richtete Milatz seinen Blick nicht auf die charakteristischen Architekturmonumente des Dorfkerns, sondern suchte – gemäß den um 1800 üblichen Tendenzen – seine Motive am Rande der Siedlung. Dies ist auf Inv.-Nr. 1963-303 eine Bootswerft und daran anschließend Bleichwiesen, Teerfässer und umzäunte Werften und Wohnanlagen. Auf Inv.-Nr. 1963-304 ist der Blickpunkt unmittelbar an diese Anlage herangerückt: Das Augenmerk des Künstlers gilt nun der Instandsetzung eines Fischerbootes. Ein liebenswürdiges Detail – der vor dem Plankenzaun mit seinem Hund spielende Knabe – unterstreicht die idyllische Wirkung. Im Hintergrund erkennt man die Zuiderzee mit passierenden Schiffen.
Dabei ist Inv.-Nr. 1963-304 nicht als unmittelbare Nahaufnahme der auf Inv.-Nr. 1963-303 gezeichneten Motive zu verstehen. Abweichungen in der Anlage des Zaunes und in der Gestaltung der Boote lassen darauf schließen, dass beide Zeichnungen auf skizzierten Vor-Ort-Aufnahmen basieren, aber eigenständig im Atelier komponiert worden sind.

Annemarie Stefes

1 Angelique Beerenhout: Herhalingen in het getekende œuvre van F.A. Milatz, in: Delineavit et Sculpsit 16, 1996, S. 43-50, S. 44.