Ferdinand Kobell
Ferdinand Kobell
Kobell war von frühester Jugend an ein begeisterter Zeichner, obwohl er zunächst an der Heidelberger Universität immatrikuliert war und das Studium 1760 mit dem juristischen Staatsexamen abschloss. Bereits während seines Studiums zeichnete Kobell nach fremden Vorlagen, wie zwei Blätter nach Georg Philipp Rugendas aus dem Jahre 1757 zeigen.(Anm.1) Das vorliegende, ebenfalls 1757 datierte Blatt ist eines der frühesten Blätter – möglicherweise das früheste bekannte(Anm.2) – von Kobell, das nach eigener Invention entstand, wie er unterhalb der Darstellung selbst vermerkt. Der Komposition liegt keine Naturbeobachtung zugrunde, sie ist vielmehr aus verschiedenen Elementen versatzstückhaft komponiert. Das frühe, capriccioartige Blatt orientiert sich an klassischen Landschaften des 17. Jahrhunderts in Italien, zu den hollandisierenden Landschaften von Philipp Hieronymus Brinckmann, dessen entscheidender Einfluss für die Frühzeit Kobells angenommen wird, besteht dagegen keine Verbindung.
Peter Prange
1 Mannheim, Reiss-Engelhorn-Museum, Inv.-Nr. GKh 996 und GKh 964; vgl. Ausst.-Kat. München 1993, S. 42–43, Nr. 1 und 2.
2 Auch das allerdings unvollständige Werkverzeichnis von Margret Biedermann: Ferdinand Kobell 1740–1799. Das malerische und zeichnerische Werk, München 1973, listet keine früheren Blätter auf.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Unten rechts signiert und datiert: "Ferdin: Kobell ivenit [!], fecitqß, penna Anno 1757." (Feder in Schwarz)
Wasserzeichen / Kettenlinien
Straßburger Lilie, ähnlich Heawood 1700 (Brüssel 1712)
Provenienz
Wahrscheinlich Wilhelm Alexander Wolfgang von Kobell (1766-1853), München; wahrscheinlich Sebastian Wilhelm von Kobell (1801-1875), München; Friedrich Wilhelm Sebastian von Kobell (1845-1910), München; 1906 von diesem erworben
Bibliographie
Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.207, Nr.469