Felix Vitus Rigl, Zeichner
Felix Vitus Rigl, Zeichner
Dieses und ein weiteres Blatt (Inv.-Nr. 1963-126) waren bisher Johann Wolfgang Baumgartner (1709–1769) zugeschrieben, doch hat erstmals Gode Krämer, Augsburg, darauf hingewiesen, dass beide Zeichnungen von dem Augsburger Vitus Felix Rigl stammen.(Anm.1) Rigl steht in diesen Zeichnungen Baumgartner allerdings nahe, was die irrtümliche Zuschreibung erklärt. Rigl war vor allem als Zeichner von Stichvorlagen tätig.
Die Darstellung von „Joseph mit dem Weib des Potiphar“ ist als Vorlage für das fünfte Blatt der Kupferstichfolge „Passionum animi“ entstanden (Anm.2), die die Gebrüder Klauber gegenseitig gestochen haben. Ein anderer zur Folge gehöriger Stich, zu dem die Städtischen Kunstsammlungen Augsburg die Vorzeichnung besitzen (Anm.3), ist unten links mit „Felix Rigel del“ signiert. Die Signatur auf dem Stich bestätigt die Zuweisung der Augsburger Zeichnung an Rigl, der auf Grund des zur Hamburger Zeichnung gehörigen Stiches auch diese angefertigt hat. Der stilistische Vergleich des Hamburger Blattes mit Werken Baumgartners zeigt, dass Rigl „entschieden nervöser, künstlicher, kapriziöser“ (Krämer) zeichnet.
Dies gilt in gleichem Maße für die Darstellung von „David und dem toten Absalom“, die die Vorzeichnung zu Stich Nr. 6 des „Passionum animi“ ist. Die Zeichnungen dürften gegen 1765 für die Stichfolge entstanden sein, die aus einem Titelblatt und mindestens zwölf Szenen besteht.(Anm.4)
Weitere Vorzeichnungen zu den „Passionum animi“ befinden sich in Augsburg (Anm.5), Weimar (Anm.6) und in St. Gallen (Anm.7) sowie zwei Fragmente in Münchner Privatbesitz und im Kunsthandel.(Anm.8)
Peter Prange
1 Briefliche Mitteilung von Gode Krämer, Augsburg, vom 7.8.2001.
2 Der Stich ist oben rechts bezeichnet: „II.dae Concupiscibiliopposita, seu V.ta Fuga“.
3 Augsburg, Städtische Kunstsammlungen, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. G. 17064, vgl. Rolf Biedermann: Meisterzeichnungen des deutschen Barock aus dem Besitz der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg, Ausst.-Kat. Augsburg 1987, S. 350, Nr. 169.
4 Dreizehn Blätter der Folge befinden sich im Besitz der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. G 11793–11802 und G 12090–12091.
5 Augsburg, Städtische Kunstsammlungen, Graphische Sammlung, G 5469, 17064 und G 11803.
6 Weimar, Klassik Stiftung Weimar und Kunstsammlungen, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. KK 1856.
7 St. Gallen, Stiftssammlungen, Inv.-Nr. 11–246.
8 Ich danke Georg Paula, München, der gerade eine Monographie über Rigl vorbereitet, für den Hinweis auf die Blätter zum „Passionum animi“ in anderen Sammlungen.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
ca. 26 mm
Verso
Technik verso: gerötelt
Provenienz
Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg (nicht bei Lugt); Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro/Argentinien (nicht bei Lugt); Schenkung von der Hellen 1962 an die Hamburger Kunsthalle
Bibliographie
Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.281, Nr.741
Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.170-171, Nr.80, Abb.
Erwerbungen von Alfred Hentzen und Wolf Stubbe. 1955-1969, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1969, S.o.S., Nr.4
Wolf Stubbe: Die Sammlung von der Hellen, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 8, Hamburg 1963, S. 153-180, S.171-174, Abb.27
Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und dem Museum für Kunst und Gewerbe, Bd. 8, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag, Hamburg 1963, S.153-180, Abb.