Domenico Piola
Christus und die Samariterin, vor 1700
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Domenico Piola

Christus und die Samariterin, vor 1700

Domenico Piola

Christus und die Samariterin, vor 1700

Laut Kartonnotiz war die Zeichnung zunächst dem im 18. Jahrhundert in Rom tätigen Künstler Domenico Porta zugewiesen. Diese Zuschreibung wurde sowohl von Philip Pouncey als auch von Janos Scholz bezweifelt. Letzterer schlug einen Nachfolger von Pietro da Cortona oder Pietro Testa vor. 1971 schrieb dann John Gere das Blatt dem Genuesen Domenico Piola zu. In der Folge hat Christel Thiem die Zuschreibung Geres bezweifelt, während Mary Newcome seine Einschätzung teilte. Tatsächlich erinnern die Figuren an Menschendarstellungen auf Piola zugeschriebenen Blättern.(Anm.1) Ein nach der weitgehend auskomponierten Zeichnung entstandenes Gemälde lässt sich nicht nachweisen. Für eine gewisse Popularität der Komposition spricht aber eine von Mary Newcome 1972 publizierte Kopie des Hamburger Blattes in der Accademia Liguistica, die ihrer Ansicht nach von Domenico Parodi stammen könnte.(Anm.2) Zudem stellte Newcome 1992 einen interessanten Bezug der Hamburger Zeichnung zu einem Gemälde Gregorio de Ferraris her.(Anm.3) So stimmen das Hochformat, die Jünger und die Stadtmauer im Hintergrund sowie die auffallend im Vordergrund platzierte Vase überein; ähnlich sind auch die beiden Hauptfiguren, die auf dem Gemälde in umgekehrter Anordnung dargestellt sind. Eine Beeinflussung von de Ferrari durch Piola ist durchaus denkbar, da beide gemeinsam an den Gewölbefresken im Palazzo Rosso in Genua arbeiteten.

David Klemm

1 Vgl. z. B. „Die Ruhe auf der Flucht“ der Gallerie dell’Accademia in Venedig, Inv.-Nr. 359; vgl. Disegni genovesi, bearb. v. Ezia Gavazza, Lauro Magnani, Giovanni Rotondi Terminiello, Ausst.-Kat. Gallerie dell’Accademia di Venezia, Mailand 2002, Nr. 70.
2 Vgl. den Brief von Mary Newcome, State University of New York at Binghamton, New York, v. 1. 3. 1972, Archiv des Kupferstichkabinetts. Feder, braune Lavierung, braunes Papier, 280 x 200 mm mit schärferer Konturierung der Architektur. Ihrer Meinung nach könnte dieses Blatt von Domenico Parodi stammen.
3 Privatsammlung. Vgl. Kunst in der Republik Genua 1528-1815, Katalog v. Mary Newcome Schleier, Ausst.-Kat. Frankfurt a. M., Schirn Kunsthalle 1992, S. 174–175, Nr. 90, Taf. 92.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso nummeriert: "139" (Bleistift, unterstrichen); unten rechts bezeichnet: "Domenico Piola ?" (Bleistift); ((Stempel der Kunsthalle fehlt noch))

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Doppelkonturiges Kreuz in Oval mit Krone darüber, gehalten von zwei Greifen im Profil, unterhalb davon Kreis, darin zwei kleinere verbundene Kreise, darunter weiterer Kreis mit Buchstabe „I“ darin; nicht identifiziert.

Provenienz

Wahrscheinlich Julian Benjamin Williams (1831-1856 Vizekonsul, dann bis 1866 Konsul in Sevilla); Frederick William Cosens (1819-1889), Sevilla; auf dessen Nachlaßauktion bei Sotheby's London am 11.11.1889 erworben vom Londoner Kunsthändler Bernard Quaritch (1819-1899); 1891 von diesem von der Kunsthalle mit einem Konvolut mehrerer Blätter erworben.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.277-278, Nr.399

Kunst in der Republik Genua 1528-1815, Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt, S.174.-175, Abb.90.2