Dirck van Bergen
Landschaft mit einem Feldgatter - der kackende Hund,
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Dirck van Bergen

Landschaft mit einem Feldgatter - der kackende Hund,

Dirck van Bergen

Landschaft mit einem Feldgatter - der kackende Hund

Diese unprätentiöse Darstellung steht inhaltlich in keinem Bezug zu Van Bergens idealisierten Pastorallandschaften der 1690er Jahre. Die thematische Differenz könnte auch die im RKD vermerkten Zweifel an seiner Autorschaft erklären.(Anm.1) Jedoch weist die Signatur auf Eigenhändigkeit; für die gleichmäßige gestrichelte Vordergrundvegetation und die mit dünner Feder markierten Gräser auf dem Hügel finden sich ausreichend Referenzpunkte im Œuvre des Künstlers. Auch unter Berücksichtigung des wohl aus den 1650er Jahren stammenden Papiers kann Harzens Einordnung der Zeichnung als Jugendwerk Van Bergens wohl zugestimmt werden.
Harzen beschrieb die Zeichnung als „im Stil des Verbeecq“. Dies wurde von Wagner als Verweis auf Pieter Cornelis Verbeecks (um 1600–1652) radierte Darstellung eines pissenden Pferdes interpretiert (H. 10).(Anm.2) Noch enger indes ist der Bezug zu einem Gemälde des bis zu seinem Tod 1652 ebenfalls in Haarlem tätigen Künstlers.(Anm.3)
Diese signierte „Dünenlandschaft mit Vierergespann“ lässt sich unserer Zeichnung in der Anlage des Geländes unter hohem, wolkenverhangenen Himmel vergleichen. Eine als Wegmarkierung aufgestellte Stange setzt in gleicher Weise einen vertikalen Akzent – doch vor allem findet sich dort im unmittelbaren Vordergrund ein kackender Hund. Es hat den Anschein, als habe sich Van Bergen hier tatsächlich an Verbeecks Gemälde oder einem vergleichbaren Werk orientiert, denn es findet sich auf unserer Zeichnung ebenfalls ein am Wegesrand liegender Knochen, der für Verbeeck offenbar zu den unentbehrlichen Versatzstücken derartiger Darstellungen gehörte.(Anm.4)
Generell waren Darstellungen sich entleerender Tiere im mittleren 17. Jahrhundert weit verbreitet, wie z. B. der Blick auf entsprechende Radierungen der Italianisanten zeigt.(Anm.5) Kackende Hunde dienten dabei häufig als pikantes Gegengewicht zu biblischen Themen oder vornehmen Gesellschaften.(Anm.6) In unserem Fall konzentriert sich der Künstler ganz auf das Tier, ähnlich wie etwa Jacob de Jonckheer auf seiner Radierung H. 1 oder Dirck Wijntrack auf der gemalten Darstellung eines pissenden Hundes.(Anm.7)

Annemarie Stefes

1 Anonyme Notiz auf dem Photokarton im RKD.
2 Wagner, in: Eckhard Schaar: Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994.
3 Bis 2002 in der Sammlung SØR Rusche, Landschaften und Seestücke, bearb. v. Hans-Joachim Raupp, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Paderborn, Angermuseum Erfurt, Münster 2001, Nr. 73; Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 5. 11. 2002, Nr. 16.
4 Vgl. ein Gemälde an unbekanntem Standort, Landschaften und Seestücke, bearb. v. Hans-Joachim Raupp, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Paderborn, Angermuseum Erfurt, Münster 2001, Abb. S. 335.
5 Vgl. Pieter van Laer (H. 11), Nicolaes Berchem (H. 2, H. 46); Paulus Potter (H. 6), sowie dessen Zeichnungen eines pissenden Hundes, Inv.-Nrn. 22379, 22378. Vgl. auch den kackenden Hund auf dem 1658 datierten Gemälde Dujardins in der Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. 180.
6 Vgl. Raupp, in: Landschaften und Seestücke, bearb. v. Hans-Joachim Raupp, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Paderborn, Angermuseum Erfurt, Münster 2001 mit Verweis auf Rembrandts Radierung H. 90; vgl. ebd. Nr. 78 (Jan Wijnants).
7 Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 2. 11. 2000, Nr. 39; vgl. auch Jan van Ossenbeecks Radierung H. 8.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts signiert: "v. berghen" (Graphit)

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon nummeriert: "N 430" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Narrenkappe, ähnlich Heawood 1990 (um 1655), 2005 (Dartford 1656)
ca. 23 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 5: "van Berghe. Haidegegend mit einem Heck, wo ein weisser Jagdhund seine Nothdurft verrichtet, der Herr in der Ferne sichtbar. Bezeichnet v. berghe. {Sehr} fein und geistreich in Wasserfarben ausgeführt FF im Stil des Verbeecq, 5.3/5.0. Vermuthlich eine Jugendarbeit Dirk van Bergen"; NH Ad: 02: 01, S. 243); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.102-103, Nr.79

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.12, Abb.S. 26