Crispin van den Broeck, Umkreis Bartolomeo Schedoni (Schidone), ehemals zugeschrieben
Zwei Frauen und ein Mann in einem Boot auf dem Meer,
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Crispin van den Broeck, Umkreis Bartolomeo Schedoni (Schidone), ehemals zugeschrieben

Zwei Frauen und ein Mann in einem Boot auf dem Meer,

Crispin van den Broeck, Umkreis Bartolomeo Schedoni (Schidone), ehemals zugeschrieben

Zwei Frauen und ein Mann in einem Boot auf dem Meer

Die alte Zuschreibung an Bartolomeo Schidone (Schedoni) (1570–1615), basierend auf der rückseitigen Beischrift, wurde abgelehnt von David Klemm, das Blatt aus dem Bestand der italienischen Zeichnungen der Hamburger Kunsthalle ausgeschlossen.(Anm.1) Auf altniederländische Herkunft verwies erstmals Bert W. Meijer, der in einer undatierten Kartonnotiz dem Blatt Antwerpener Züge attestierte. Justus Müller-Hofstede erörterte konkret eine Zuschreibung an Frans Floris, was wiederum von Stijn Alsteens abgelehnt wurde.(Anm.2) Näher kommt unser Blatt Zeichnungen des Chrispijn van den Broeck. Dies betrifft die Gesichter mit den markant umrandeten Augenpartien, aber auch die zeichnerische Ausführung mit den feinen Federschraffen neben weich getuschten Partien.(Anm.3) In gleicher Technik gearbeitet ist eine allegorische Darstellung in Braunschweig.(Anm.4) Auch für die auffallend zart proportionierten Männerhände finden sich Parallelen im Œuvre Van den Broecks.(Anm.5) Gleichzeitig zeigen sich in diesem Bereich Unterschiede, denn, im Gegensatz zu den bisweilen verspielt wirkenden Umrisslinien der erwähnten Van den Broeck-Zeichnungen sind die Körperkonturen hier insgesamt straffer an die umrissenen Formen gebunden. Aus diesen Gründen kann das Blatt lediglich in den Umkreis dieses Künstlers gesetzt werden.
Ebensowenig lässt sich das Thema der Darstellung mit Sicherheit identifizieren. Die Nacktheit der Figuren deutet auf mythologischen oder allegorischen Kontext, doch bleibt das Motiv des mit zwei Frauen über stürmische See rudernden Mannes bislang ungedeutet.

Annemarie Stefes

1 Mündlich, Oktober 2008, unter Verweis auf die insgesamt zumeist lockerer gearbeiteten Zeichnungen Schidones; untypisch ist u. a. die detaillierte Federschraffur. Nicht bestätigt werden konnte auch die von John Gere in einer undatierten Kartonnotiz vorgeschlagene veronesische Herkunft des Blattes.
2 Müller-Hofstede in einer undatierten Kartonnotiz, Alsteens mündlich auf Grundlage einer Digitalphotographie (Februar 2007).
3 „Allegorie auf die Einschiffung der Anna von Österreich nach Spanien“, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 7896 (Feder und Pinsel in Braun, 220 x 311 mm); vgl. auch „Coriolanus und die Frauen“, Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 51/22, Corpus Gernsheim 65426.
4 „Die Zeit entführt die Wahrheit“, Feder in Braun, braun laviert, weiß gehöht, auf braun getöntem Papier, 249 x 300 mm, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. Z 983, Christian von Heusinger: Die Handzeichnungssammlung. Geschichte und Bestand. Katalog zu Tafelband I, Braunschweig 1997, S. 346 und Taf. 248.
5 Z. B. „Die drei Engel bei Abraham“, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 10. 7. 2001, Nr. 151, oder die „Mannalese“, Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 7894.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links: "Scedoni [sic]" (Feder in Braun); unten rechts Stempel eines anonymen Sammlers (L. 1976); auf dem Verso unten links Signet eines anonymen Sammlers (wie L. 1976, aber wohl nicht vom Sammler selbst, Bleistift); unten links Reste einer Beischrift: „S…i“ (Feder in Braun, beschnitten); in der Mitte Stempel der Kunsthalle (L. 1328); unten rechts: "Schedoni" (Bleistift, unterstrichen)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
20-22 mm (h)

Provenienz

Anonymer Sammler, wohl des 18. Jhs. ((L. 1976); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 225 (als anonym); NH Ad : 01 : 03, fol. 123 (als "B. Schidone.?"): "In einem leichten Kahn fahren zwey Männer und ein Frauenzimmer bei düster überzogenem Himmel in die offene hochwogende See hinaus. Bez. Scedoni. Mit der Feder und Seppia auf grauem Papier von geschickter Hand ausgeführt und gehöht. 10.6. 6.7. Samml."; am Rand: N+N [von Harzen gezeichnete Sammlermarke]"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.146, Nr.168