Die ehemals Adriaen van Ostade zugeschriebene Zeichnung wurde von Schulz Cornelis Saftleven zugeordnet. Von gesicherten Figurenstudien des Künstlers unterscheidet sich dieses Blatt jedoch in den festen Konturen und der flächigen Weißhöhung. Frühe Figurenstudien wie der „Rauchende Bauer“ (Inv.-Nr. 22474) oder eine „Laufende Frau“ von 1631 wirken unruhiger bei stärker bewegter Linienführung; bei einem „Rufenden Jüngling“ (1641/44) ist die Modellierung kontrastreicher und bewegter, und der „Sitzende Posaunenspieler“ aus dem Jahre 1637 ist ausgewogener proportioniert.(Anm.1) Auf unserer Zeichnung hingegen sind die Arme des vorgebeugten Mannes im Verhältnis zu den langen Beinen deutlich zu kurz geraten. Ungewöhnlich für Saftleven ist ferner die unvollendete rechte Partie, wodurch die Tätigkeit des durch seine Schürze als Handwerker ausgewiesenen Mannes im Unbestimmten bleibt. Davon abgesehen, verwendete der Künstler nur selten blaues Papier für seine Figurenstudien; Ausnahmen bilden einige Studien aus den späten 1650er Jahren.(Anm.2) Dieser Gruppe könnte unsere Zeichnung unter Vorbehalt angeschlossen werden.

Annemarie Stefes

1 „Laufende Frau“, Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s 2. 11. 2004, Nr. 51; „Rufender Jüngling mit ausgestreckten Armen“, um 1641/44, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 11. 4. 2002, Nr. 692; „Sitzender Posaunenspieler“, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 4. 7. 2000, Nr. 220.
2 Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1902-A-4571 und Inv.-Nr. RP-T-1893-A-2808, Schulz 1978, Nr. 31 und 33; Groninger Museum, Inv.-Nr. B 459, ebd. Nr. 72; Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, Nr. Tu 59,1, ebd. Nr. 79; vgl. zu dem im Œuvre des Künstlers selten verwendeten farbigen Papier Wolfgang Schulz: Cornelis Saftleven 1607-1681. Leben und Werke. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde und Zeichnungen, Berlin u. a. 1978, S. 62.