Cornelis Gerritsz. Decker, (?) Simon de Vlieger, ehemals zugeschrieben
Bauernhaus am Wasser,
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Cornelis Gerritsz. Decker, (?) Simon de Vlieger, ehemals zugeschrieben

Bauernhaus am Wasser,

Cornelis Gerritsz. Decker, (?) Simon de Vlieger, ehemals zugeschrieben

Bauernhaus am Wasser

Harzen inventarisierte die Zeichnung als frühe Arbeit Simon de Vliegers im Anschluss an Inv.-Nr. 22660. Diese gilt heute gemeinsam mit Inv.-Nr. 22861 als Frühwerk Jan van Goyens. Auf den engen Zusammenhang mit frühen Federzeichnungen Van Goyens verwies auch Christiaan van Eeghen.(Anm.1) Jedoch ist ein Anschluss an die frühe Van Goyen-Gruppe ebenso auszuschließen wie die Autorschaft De Vliegers. Von Inv.-Nr. 22660 und 22861 unterscheiden sich die stellenweise schematisch wirkenden Strukturen: gleichmäßige Laubangaben, stumpf markiertes Schilfgras und horizontal ausgerichtete Zick-Zack-Schraffur für die Wiedergabe des Buschwerks.(Anm.2) Zudem lassen sich Schwächen in der perspektivischen Gestaltung beobachten, beispielsweise in der Wiedergabe des Taubenschlages auf dem Dach.
Gegen De Vliegers eigene Hand spricht das Fehlen der für diesen Künstler charakteristischen Mischung aus krausen Schlingen, kurzen Diagonalschraffen und offenen Häkchen.(Anm.3)
Angesichts der alten Verso-Notiz wäre eher eine Zuschreibung an Cornelis Gerritzs. Decker in Betracht zu ziehen. Die etwas sperrigen Vegetationskürzel finden sich noch stärker ausgeprägt auf einer monogrammierten Zeichnung des Künstlers,(Anm.4) und die welligen Dachkonturen lassen sich ähnlich auf einer annähernd maßgleichen Kreidezeichnung Deckers beobachten.(Anm.5) Im Gegensinn erinnert die Komposition an ein Gemälde von 1668.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Mitteilung per Brief, 5.6.2008. Die Komposition erinnert darüber hinaus im Gegensinn an zwei Gemälde Jan van Goyens aus den Jahren 1636 und 1637: München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 4893, Beck 1973, Nr. 462; Privatbesitz Utrecht, ebd. Nr. 465.
2 Vgl. auch Inv.-Nr. 1957-261; vgl. ebenfalls Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 12344, Beck 1972, Nr. 45.
3 Vgl. „Landschaft mit Ruinen“, Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. SdV 5, Christiaan P. van Eeghen: Simon de Vlieger as a Draftsman, I: The Pen Drawings, in: Master Drawings 44, 2006, S. 3-47, Abb. 3; Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 23292, ebd. Abb. 4; Privatbesitz, ehemals Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby Mak van Waay, 9.6.1975, Nr. 142, ebd. Abb. 5.
4 Aukt.-Kat. Paris, Drouot, 28.5.1993, Nr. 85.
5 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 5.11.2002, Nr. 52.
6 St. Petersburg, Staatliches Museum Eremitage, Inv.-Nr. 1880, A.E. Krol u.a.: Musée de l’Ermitage. Peinture de l’Europe occidentale. Catalogue 2. Pays-Bas, Flandre, Belgique, Hollande, Allemagne …, Leningrad 1981 , S. 129.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon bezeichnet: "Dekker fecit" (Feder in Braun, 18./19. Jh.)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Oberer Teil einer Krone, wohl von Lilienwappen, Heawood deest: schlanke Bekrönungslilie, von großen unteren Blättern eingefasst (ungewöhnlich); flankiert von Dreipass, äußeres Ornament ähnlich Heawood 1796 (London, um 1680)
24-26 mm (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), erworben London 1854 (NH Ad: 03: 16, fol. 89; NH Ad:01:02, fol. 72: "[Simon de Vlieger.] Ein Meierhof von schönen Baumgruppen umgeben an einem breiten schilfreichem Gewässer mit einem Fischerkahn. Sehr geistreiche und ausführliche Federzeichnung aus früher Zeit des Meisters. 7.4.5.0"; NH Ad: 02: 01, S. 274); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.183, Nr.244