Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Zeichner, zugeschrieben
Sächsische Berglandschaft mit Brücke, 1740/50
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Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Zeichner, zugeschrieben

Sächsische Berglandschaft mit Brücke, 1740/50

Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Zeichner, zugeschrieben

Sächsische Berglandschaft mit Brücke, 1740/50

Dietrich hat das Motiv der Bogenbrücke mehrfach beschäftigt. Bereits 1742 entstand eine Zeichnung mit dem Brückenmotiv – hier noch eine Holzkonstruktion –, doch führt bereits hier ein ähnlicher Weg auf die Brücke zu.(Anm. 1) Der auf einem Brückenbogen stehenden Statue entspricht auf dem Dresdner Blatt eine Felsenstele links von der Brücke. Die größte Verwandtschaft zum vorliegenden Blatt zeigt eine 1744 datierte Radierung (Anm. 2), auf der die Brücke ganz ähnlich schräg in den Bildraum gesetzt ist. Auch die flachen Brückenbögen und der rechts auf die Brücke führende Vordergrund ähneln einander. Eine in der Komposition ähnliche Zeichnung von Dietrich mit einer Brücke in einer Gebirgslandschaft hat Adrian Zingg (1734–1816) 1770 radiert.(Anm. 3) Sie gehört zu einer mehrteiligen Folge von Landschaftsradierungen, deren Vorlagen von Dietrich und Gessner stammen. Noch 1756 taucht das Motiv in einer Zeichnung der Albertina auf.(Anm. 4) Auch in Gemälden hat Dietrich das Motiv der Brücke mehrmals aufgenommen und dabei auch variiert.(Anm. 5) Die Beliebtheit des Motivs erweist auch ein wohl erst um 1800 entstandener Kupferstich von Johann Adolph Darnstedt nach einer Vorlage von Johann Georg Wagner, die das Brückenmotiv Dietrichs verarbeitet.(Anm. 6)
Die vorliegende Zeichnung könnte eine Studie oder Variante zu einer ausgearbeiteten Gouache sein, die bisher Johann Georg von Bemmel (1669–1723) zugeschrieben war und sich ebenfalls in der Kunsthalle befindet (vgl. Inv.-Nr. 380222).
Stilistisch schließt das Blatt an eine mythologische Szene und eine italienische Gebirgslandschaft in Darmstadt an.(Anm. 7) Erstere ist monogrammiert und 1740 datiert, während das zweite Blatt Dietrich nur zugeschrieben ist, aber ähnlich wie das Hamburger Blatt um 1740/50 entstanden sein dürfte.

Peter Prange

1 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 6527.
2 J. F. Linck: Monographie der von dem vormals K. Poln. und Churfürstl. Sächs. Hofmaler und Professor etc. C. W. E. Dietrich radirten, geschabten und in Holz geschnittenen malerischen Vorstellungen. Nebst einem Abrisse der Lebensgeschichte des Künstlers, Berlin 1846, S. 243–244, Nr. 149. Die Vorzeichnung befand sich ehemals in Hamburger Kunsthandel, vgl. Gemälde, Zeichnungen und Graphik des 15.-19. Jahrhunderts, Auktion 198, 6.6.1974, Hauswedell & Nolte, Hamburg 1974, S. 72, Nr. 249.
3 Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 55936.
4 Wien, Albertina, Inv. Nr. 4101, vgl. Hans Tietze, Erika Tietze-Conrat, Otto Benesch, Karl Garzarolli-Thurnlackh: Die Zeichnungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizismus. Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bd. IV, hrsg. v. Alfred Stix, Wien 1933,S. 131, Nr. 1498.
5 Vgl. Italienische Landschaft mit Bogenbrücke, Aschaffenburg, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr. 6292; Italienische Berglandschaft, St. Petersburg, Eremitage, Inv.-Nr. GE 2509, vgl. Nikolai N. Nikulin: German and Austrian Painting. Fifteenth to Eighteenth centuries. The Hermitage. Catalogue of Western European Art XIV, Florenz 1987, S. 217, Nr. 164, Abb.
6 Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. A 19700.
7 Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. AE 1130 und Inv.-Nr. HZ 10333. Zur italienischen Landschaft vgl. Neu in der Sammlung. Zeichnung und Druckgraphik von 1500 bis 2000, Ausst.-Kat. Darmstadt 2000, S. 71–72, Nr. 38, Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links signiert(?): "Dietricy fecit" (Feder in Braun)

Oben rechts bezeichnet: "H 9481" (Bleistift); auf dem Verso unten bezeichnet: "3 / Dietrich Chr. Wilh. 1712-1774. Flußlandschaft mit einer Brücke (Rest unleserlich)" oben in der Mitte bezeichnet: "Corbetha / (Sachsen)" [durchgestrichen] (Bleistift)

Provenienz

Erworben 1920 von der Kunsthandlung Charles Alexander de Burlet, Berlin

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.138, Nr.265

Kunst in Dresden 18.-20. Jahrhundert. Aquarelle - Zeichnungen - Druckgraphik. Ausstellung zur Erinnerung an die Gründung der Dresdner Kunstakademie 1746, Ausst.-Kat. Kurpfälzisches Museum, Heidelberg 1964, S.43, Nr.105

Gustav Pauli: Kunsthalle zu Hamburg. Ausstellung von Aquarellen aus dem Besitz des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1921, S.9, Nr.8

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1920, Hamburg 1921, S.8