Christiaan Liefrinck, zugeschrieben Cornelis Johannesz. Liefrinck (II.), ehemals zugeschrieben
Bauernhaus und Scheune,
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Christiaan Liefrinck, zugeschrieben Cornelis Johannesz. Liefrinck (II.), ehemals zugeschrieben

Bauernhaus und Scheune,

Christiaan Liefrinck, zugeschrieben Cornelis Johannesz. Liefrinck (II.), ehemals zugeschrieben

Bauernhaus und Scheune

Ausgehend von der alten Beischrift wurde dieses Blatt bisher dem wenig bekannten Cornelis Liefrinck (II) (um 1581–nach 1652) zugeschrieben. Anzuschließen ist eine in gleicher Weise gearbeitete Zeichnung in Göttingen, fälschlich „E. V. V.“ monogrammiert (für Esaias van de Velde).(Anm.1) Charakteristisch ist die unterschiedliche Behandlung von Vorder- und Hintergrund, hierin erinnernd an Landschaftszeichnungen Abraham Bloemaerts.(Anm.2) Die Gebäude der vorderen Bildebene sind akkurat mit der Feder gezeichnet, wobei das leuchtende Braun eine zusätzliche Intensivierung erfährt durch die leichte Tuschlavierung in kontrastierendem Grau. Der Hintergrund hingegen ist lediglich mit dem Pinsel in grauer Farbe breit skizziert und stützt so die Fokussierung auf das Vordergrundmotiv.
Diesem geschickten Spiel mit den unterschiedlichen Farbtönen steht eine gewisse Unbeholfenheit in der Wiedergabe räumlicher Bezüge gegenüber. Auf unserem Blatt betrifft dies z. B. die Holztür links, deren obere Hälfte sich nach innen zu öffnen scheint, während die unteren Planken klar die Außenwand überschneiden.
Die farbliche Übereinstimmung zwischen Federzeichnung und Namenszug spricht für die Eigenhändigkeit der Signatur. Damit ist allerdings nicht erwiesen, dass diese tatsächlich von der Hand des Cornelis Liefrinck stammt. Dessen Œuvre ist nur in den Ansätzen erforscht. Als sicher zuschreibbar gelten seine thematisch und stilistisch in keiner Weise vergleichbaren Radierungen (H. 1–3) und eine in London verwahrte signierte Zeichnung aus dem Jahre 1638.(Anm.3) Das Londoner Blatt wirkt altmodischer in der Behandlung von Architektur und Baumschlag, seine Signatur unterscheidet sich darüber hinaus in der Schreibweise von der Signatur des Hamburger Blattes – lediglich die Laubangaben in Form von luftigen Schlaufen wären im Prinzip vergleichbar.
Alternativ wurde unser Blatt von Van Regteren Altena mit Christiaen Liefrinck in Verbindung gebracht,(Anm.4) dessen Schaffensphase bei „RKD artists“ zwischen 1633 und 1653 angesetzt wird.(Anm.5) Zu seinem ebenfalls recht überschaubaren Œuvre gehört eine signierte und 1643 datierte „Ansicht der Kirche von Katwijk“, die unserem Blatt recht nahe steht.(Anm.6) Die unterschiedliche Behandlung von Vorder- und Hintergrund verbindet mit einer ebenfalls signierten Zeichnung in London,(Anm.7) und auch die Schreibweise der Signatur steht diesen Blättern näher als der bereits erwähnten Zeichnung Cornelis Liefrincks von 1638.
Ausgehend von ihrem Erscheinungsbild wäre für unsere Zeichnung eine Entstehung in den frühen 1650er Jahren denkbar, zumal der mit breitem Pinsel in Grau angelegte Hintergrund an Werke der zurückgekehrten Italianisanten erinnert.(Anm.8)

1 Göttingen, Kunstsammlung der Georg-August-Universität, Inv.-Nr. Sammlung Uffenbach, H 140 (181 x 301 mm).
2 Z. B. die „Steinbrücke mit hölzernem Zaun“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1886-A-1947, Marijn Schapelhouman, Peter Schatborn: Land & Water. Hollandse Tekeningen uit de 17de Eeuw in het Rijksprentenkabinet, Zwolle 1987, Nr. 4.
3 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1935,0413.5, Feder in Braun, grau laviert und weiß gehöht auf graubraunem Papier, 148 x 193 mm, signiert und datiert unten mittig „Corn_ Liefrinck f. 1638“.
4 Undatierte Karteinotiz im Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle.
5 Stand Oktober 2009.
6 Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK 1616, Hollandse stranden in de Gouden Eeuw, Ausst.-Kat. Katwijk 2004, Abb. 36, vergleichbar in dem feinen Lineament der Architekturwiedergabe, aber abweichend in der Hintergrundgestal-tung.
7 „Ansicht aus dem Wald von Den Haag“, London, Courtauld Institute of Art, Inv.-Nr. D.1952.RW.649.
8 Vgl. Zeichnungen von Jan Asselijn, der 1647 nach Amsterdam zurückgekehrt war: z. B. Privatbesitz, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 100, Abb. A.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Signiert unten rechts: "Liefringh" (Feder in Braun)

Verso unten rechts L. 1328

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24-25 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 36: "Liefringh Ein Heuschuppen von Brettern mit Strohdach und zwey Bauernhäusern mit einigen Bäumen im Hintergrunde. Feder Seppia und Tusche. Bez. Liefringh 10.8.6.5. Mit Geschmack ausgeführt und von sonnigem Effect."; NH Ad: 02: 01, S. 256); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.347, Nr.597, Abb.Farbtafel S. 39

Walther Bernt: Die niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 5, München 1980, Nr.358

Geschildert tot Leyden anno 1626, Ausst.-Kat. Stedelijk Museum de Lakenhal Leiden 1976, Nr.X

Walther Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 2, München 1958, Nr.359

Jan Gerrit van Gelder: Jan van de Velde, 1593-1641. Tekenaar-Schilder, 's Gravenhage 1933, S.75, Anm. 3