Das 1784 von Gerli publizierte Bildnis Leonardos ist für unsere heutige Kenntnis von dessen Aussehen von entscheidender Bedeutung. Es zeigt den Künstler im strengen Profil mit langem Kopf- und Barthaar ohne erkennbare Regung in sich ruhend. Die Radierung beruht auf einem Bildnis aus dem Besitz von Leonardos engem Vertrauten Francesco Melzi, was für die Authentizität der Darstellung spricht. Neben individuellen Zügen weist das Porträt auch Charakteristika vom damals geläufigen Bildnis des Aristoteles auf – eine derartige Überhöhung war in einem Zeitalter in dem sich ein Künstler wie Albrecht Dürer als Christus stilisierte, keineswegs ungewöhnlich.