Baccio Bandinelli, Umkreis
Männliche, bärtige Aktfigur; unten links Fragment eines männlichen Oberkörpers,
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Baccio Bandinelli, Umkreis

Männliche, bärtige Aktfigur; unten links Fragment eines männlichen Oberkörpers,

Baccio Bandinelli, Umkreis

Männliche, bärtige Aktfigur; unten links Fragment eines männlichen Oberkörpers

Baccio Bandinelli hat wie wohl kein zweiter Bildhauer die Konkurrenz zu Michelangelo gespürt. Sie hat ihn ebenso bedrückt wie zu zahlreichen Werken angespornt. Zeugnis des letztlich vergeblichen Bemühens, dieses Leitbild ganzer Generationen von Bildhauern zu überbieten, sind zahlreiche Zeichnungen. Besonders intensiv hat sich Bandinelli dabei mit der 1504 fertig gestellten Figur des David auseinandergesetzt. Dabei fällt, wie z. B. auf einer Zeichnung in Florenz, auf, dass das große Vorbild zwar erkennbar ist, aber niemals formal exakt kopiert wird.(Anm.1)
Neben den gesicherten Zeichnungen dieser Art gibt es eine Vielzahl motivisch und stilistisch ähnlicher Blätter aus dem unmittelbaren Umkreis Bandinellis. Hierbei handelt es sich um Schüler oder nahe stehende Künstler, die Zeichnungen Bandinellis kopierten oder beeinflusst von dessen Zeichentechnik, ebenfalls die Figur des David studierten.
Anna Forlani Tempesti hat 1989 das Hamburger Blatt einer Gruppe vergleichbarer Zeichnungen u. a. in Wien und London zugeordnet. All diese Studien schreibt sie aus stilistischen Gründen der Schule Bandinellis zu.(Anm.2) Formal gut vergleichbar mit dem Hamburger Blatt ist eine Aktstudie in Haarlem, die abgesehen vom Kopf, eine nahezu identische Körperhaltung zeigt.(Anm.3)

David Klemm

1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 519 F. Bezeichnend ist z. B., dass im überlieferten Zeichnungsbestand niemals der linke Arm über die Schulter geführt wird. Dies gilt offensichtlich auch für die Skulpturen, die in direkter Auseinandersetzung mit dem berühmten Vorbild entstanden sind. Vgl. den „Herkules mit den Hesperidenäpfeln“, Florenz, Bargello, Museo Nazionale.
2 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 130 und 299; Modena, Galleria Estense, Inv.-Nr. 927.
3 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. A* 19; Carel van Tuyll van Serooskerken: The Italian Drawings of the Fifteenth and Sixteenth Centuries in The Teyler Museum. Haarlem, Ghent, Doornspijk 2000, S. 78, Nr. 27. Allerdings ist die Haarlemer Zeichnung mit deutlich feineren Schraffuren ausgeführt.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Rechts von der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); auf dem Verso unten rechts Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten rechts nummeriert: "4" (Bleistift)

Verso

Titel verso: Männliche Aktfigur

Technik verso: Feder in Braun

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Kunsthalle gelangt

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.80, Nr.27

Anna Forlani Tempesti: Il David di Michelangelo nella tradizione grafica Bandinelliana, in: Antichità viva XXVIII, 1989, Nr. 1, S. 19-26, S.21 und 24, Fußnote 14, Abb.3

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.16, Nr.54

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229