Andries Both
Bauern in der Schenke, um 1630
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Andries Both

Bauern in der Schenke, um 1630

Andries Both

Bauern in der Schenke, um 1630

Schaar setzte das Blatt in Beziehung zu einer 163(3?) datierten Zeichnung in Weimar.(Anm.1) Auf eine frühere Entstehung, um 1630, deuten jedoch die geschlossenen Figurenumrisse und die weicher gerundeten Konturen.(Anm.2) In den starken Hell-Dunkel-Kontrasten und den rundlich abschattierten Gliedmaßen erinnert die Zeichnung an die Handschrift von Boths ehemaligem Lehrmeister Abraham Bloemaert. Auch die Signatur ist charakteristisch für seine niederländische Frühzeit.(Anm.3) Damit handelt es sich hier nicht um eine frühe Form des „Bamboccianten-Genres“, wie von Schaar vorgeschlagen, sondern um eine in der niederländischen Tradition verhaftete Wirtshausszene.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Schaar, in: Eckhard Schaar: Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994; „Im Freien speisende Bauern“, Klassik Stiftung Weimar, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. KK 4803, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 88, Abb. A.
2 Vgl. auch im Motiv verwandte Blättern wie die „Kneipenszene“, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 2265, Corpus Gernsheim 47250, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 90.
3 Vgl. Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 91. Verwandte Zeichnungen befinden sich z. B. in London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1836,0811.79 und Inv.-Nr. 1836,0811.77.
4 Vgl. auch das 1634 datierte Gemälde in Utrecht, Centraal Museum, Inv.-Nr. 6924, Malcolm Waddingham: Andries and Jan Both in France and Italy, in: Paragone 15, 1964, Nr. 171, S. 13-43, Abb. 18.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts signiert: "ABoth" (Feder in Braun)

Auf dem Verso unten links bezeichnet: "6/0 Both" (Feder in Braun, 18./19. Jh.); unterhalb davon rechts Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24-25 mm (h)

Provenienz

Bernardus Hagelis (1680-1762), Amsterdam; dessen Auktion, Amsterdam 8.3.1762 (Lugt, Ventes 1198)??; J. de Ruts; laut Harzen Gottfried Winckler (1731-1795), Leipzig (bei L. 2710); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 8: "Andr{aan}ies Both. Fünf Bauern in der Schenke von denen einer trunken am Boden liegt. Bez A. Both. Feder u Bister 10.3 6.9 Samml. B. Hageler u J de Ruts Aus des Künstlers erster Zeit"; NH Ad: 02: 01, S. 244); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Annemarie Stefes, Leonore van Sloten, Leonoor van Oosterzee: Tekenen in Rembrandts tijd. Meesterwerken uit de Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Museum Het Rembrandthuis, Amsterdam 2012, S.121, Nr.15, Abb.S. 117

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.132-133, Nr.140

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.22, Abb.S. 34