Andrea Boscoli
Der Rabe berichtet Pallas Athena die Tat der Aglauros, um 1599
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Andrea Boscoli

Der Rabe berichtet Pallas Athena die Tat der Aglauros, um 1599

Andrea Boscoli

Der Rabe berichtet Pallas Athena die Tat der Aglauros, um 1599

Die virtuose Zeichnung Andrea Boscolis illustriert eine Erzählung aus Ovids Metamorphosen, in der ein Rabe der Pallas Athene die Tat der Aglauros berichtet.(Anm.1) Diese Tochter des attischen Königs Kekrops hatte mit ihren beiden Schwestern von Pallas Athene einen verschlossenen Korb erhalten, in dem sich Erichthonios, der Sohn der Pallas, befand. Gegen das Verbot der Göttin hatte nun Aglauros den Korb geöffnet, was der Rabe beobachtete und der Göttin mitteilte. Doch erntete er dafür keinen Dank, weshalb er fortan der vertriebene Schützling der Athene genannt wurde.
Das Blatt gehört zu einer Gruppe von Zeichnungen desselben Formats und derselben Technik – Feder in Braun, laviert auf gegilbtem Papier, mit autographen Aufschriften in Feder –, die zu einem aufgelösten Skizzenbuch des Andrea Boscoli gehören.(Anm.2) Die Mehrzahl der Blätter befindet sich in Florenz und Rom. Vereinzelte Zeichnungen sind in anderen Sammlungen oder im Auktionshandel nachweisbar.(Anm.3)
Sämtliche Zeichnungen Boscolis illustrieren Ovids Metamorphosen (hauptsächlich Buch I und II) auf frische, eigenwillige Weise. Typisch sind die lebendige Federführung und die lockere Lavierung. Denkbar ist, dass sämtliche Blätter als Vorlagen für graphische Buchillustrationen dienten. Nach Ansicht von Christel Thiem sind die Zeichnungen in den späten 1590er Jahren, wohl kurz vor der Reise des Künstlers in die Marken, entstanden.(Anm.4)
Sämtliche Blätter waren in einem Inventar des 17. Jahrhunderts noch Bernardino Poccetti zugeschrieben.(Anm.5) Georg Ernst Harzen ordnete das von ihm gestiftete Hamburger Blatt als Werk eines anonymen Künstlers aus dem Umkreis des Parmigianino ein. Später haben sowohl Philip Pouncey als auch Keith Andrews bei ihren Besuchen des Kabinetts das Blatt Andrea Boscoli zugeschrieben.(Anm.6)

David Klemm

1 Publius Ovidius Naso, Metamorphosen, München 1961, 2, 550–565. Die ausführliche Geschichte findet sich bei Christel Thiem: Florentiner Zeichner des Frühbarock. Italienische Forschungen herausgegeben vom Kunsthistorischen Institut in Florenz. Dritte Folge. Bd. 10, München 1977, S. 299.
2 Christel Thiem: Florentiner Zeichner des Frühbarock. Italienische Forschungen herausgegeben vom Kunsthistorischen Institut in Florenz. Dritte Folge. Bd. 10, München 1977, S. 299.
3 Ein weiteres Blatt wurde 2005 im Kunsthandel angeboten. Vgl. Aukt.-Kat. New York, Sotheby’s, Old Master Drawings, 26. 1. 2005, S. 115, Nr. 107, mit Abb. Das in ganz ähnlicher Technik ausgeführte Blatt konnte bislang mit keiner Erzählung aus den Metamorphosen in Verbindung gebracht werden.
4 Christel Thiem: Florentiner Zeichner des Frühbarock. Italienische Forschungen herausgegeben vom Kunsthistorischen Institut in Florenz. Dritte Folge. Bd. 10, München 1977, S. 299.
5 Zeichnungen aus der Toskana. Das Zeitalter Michelangelos, hrsg. v. Ernst-Gerhard Güse, Alexander Perrig, Ausst.-Kat. Saarbrücken, Saarland Museum, München 1997, S. 116, Nr. 26 (Beitrag Wolfram Morath).
6 Kartonnotizen.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Längs des Oberrandes bezeichnet: "la cornacchia dice a Pallad. il fatto di Aglauro" (Feder in Braun)

((Stempel der Kunsthalle fehlt noch))

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 225 (als anonym): "Pallas und die zur Krähe verwandelte La cornacchia ..."; NH Ad : 01 : 03, fol. 122 (als im Stil des Parmigianino): "Pallas[?] Athene ruhend in einer Landschaft wird von einer Krähe angeredet. Inschr. La cornacchia dice a Pallad. il fatto di aglauro. Feder u Bister 3.4. 4.9"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.105, Nr.74

Christel Thiem: Florentiner Zeichner des Frühbarock. Italienische Forschungen herausgegeben vom Kunsthistorischen Institut in Florenz. Dritte Folge. Band X, München 1977, S.299, Nr.126