Alessandro Turchi, genannt Orbetto
Die Mörder des Pompejus bringen dessen Haupt und Ring zu Caesar,
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Alessandro Turchi, genannt Orbetto

Die Mörder des Pompejus bringen dessen Haupt und Ring zu Caesar,

Alessandro Turchi, genannt Orbetto

Die Mörder des Pompejus bringen dessen Haupt und Ring zu Caesar

Das großformatige Blatt schildert eine von Plutarch überlieferte berühmte Episode aus dem Leben Caesars. Dieser war nach Pompejus’ gewaltsamem Tod in die Stadt Alexandria eingezogen. Gezeigt ist der Augenblick, in dem sich Caesar voller Grauen abwendet, als ihm das Haupt des ehemaligen Verbündeten von Theodotus überreicht wird. Gleichzeitig wird Caesar ein Siegelring gereicht, den er – laut Plutarch – annahm und darüber Tränen vergoss.(Anm.1)
Georg Ernst Harzen schrieb das bislang unbeachtete Blatt Taddeo Zuccari zu. Er folgte darin wohl vor allem den alten Aufschriften. Diese Zuweisung ist sicher abzulehnen, da die detaillierte und sehr feste Zeichenweise für Taddeo ganz untypisch ist.
Dagegen lässt sich das Blatt eindeutig dem Veroneser Maler Alessandro Turchi zuordnen. Carel van Tuyll verwies auf mehrere Zeichnungen im Louvre, die in vielerlei Hinsicht mit dem Hamburger Blatt übereinstimmen.(Anm.2) Typisch für Turchi sind vor allem die Körperhaltung der Figuren, die Gesichtstypen, die Haardarstellung sowie die Feder- und Laviertechnik. Letztlich lässt sich auch die Gruppierung der Figuren gut vergleichen.(Anm.3) Neben den Blättern im Louvre können weitere publizierte Zeichnungen des Veroneser Künstlers zum Vergleich herangezogen werden. Besonders instruktiv ist das Blatt „Christus und die Ehebrecherin“. So entspricht etwa die Figur des Soldaten links weitgehend dem links stehenden Krieger auf dem Hamburger Blatt.(Anm.4)
Angesichts der sorgfältigen, detaillierten Ausführung könnte das Blatt als eine Präsentationszeichnung für ein Gemälde oder Fresko gedient haben. Eine malerische Umsetzung ist jedoch bislang nicht bekannt.

David Klemm

1 Plutarch, Leben Caesars XLVIII, 2. In der Beschreibung des Pompejus lässt Plutarch (LXXX, 3–6) anstelle von Theodotus das Haupt durch Achillas und Potheinus überbringen. Vgl. Sonja Brink: Italienische Zeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts. Eine Auswahl aus den Beständen der Kunsthalle Bremen, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen 1994, S. 70.
2 Anlässlich des Symposiums „Italienische Altmeisterzeichnungen 1450 bis 1800“ am 27. und 28. 10. 2005 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.
3 Vgl. z. B. Paris Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 5495; Inv.-Nr. 5495, Inv.-Nr. 5496; Inv.-Nr. 5500.
4 Paris, Institut Tessin, Inv.-Nr. D 993; vgl. Per Bjurström: Italian Drawings. Venice, Brescia, Parma, Milan, Genoa. Drawings in Swedish Public Collections 3, Stockholm 1979, o. S., Nr. 145.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links auf dem Rahmen bezeichnet: "24.5. 16.0" (Bleistift); unterhalb davon bezeichnet: "Tadei Zuchari" (Feder in Schwarz); unten rechts bezeichnet: "Taddeo Zucchero" (Feder in Schwarz); auf dem Verso unten links nummeriert: "32 (Feder in Braun); am linken Rand eine beschnittene Beischrift; rechts davon bezeichnet: "24 1/2 - 16" (Bleistift); unterhalb davon nummeriert: "a. 89" (Feder in Braun); unten rechts von der Mitte: zwei Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Sammlung Balk-Poleff(?) (vgl. NH Ad : 10 : 17, fol. 93); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 223 (als Federico Zuccari); Wahrscheinlich 1820 in Rom erworben (vgl. die eigenhändigen Notationen auf weiteren Blättern, die mit Sicherheit zu diesem Zeitpunkt in Rom erworben wurden); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.350-351, Nr.534

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.148-149, Abb, S. 231, Nr.67