Abraham van Strij (I), zugeschrieben Louis de Boullogne d. J., ehemals zugeschrieben
Die Prüfung,
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Abraham van Strij (I), zugeschrieben Louis de Boullogne d. J., ehemals zugeschrieben

Die Prüfung,

Abraham van Strij (I), zugeschrieben Louis de Boullogne d. J., ehemals zugeschrieben

Die Prüfung

Bis zuletzt war diese Zeichnung Louis de Boullogne (1609–1733) zugewiesen, trotz der bereits notierten Bedenken von Jean-François Méjanés und Anthony Clark.(Anm.1) Vielleicht basiert die bisherige Zuordnung zur französischen Schule auf der französischen Überschrift in dem aufgeschlagenen Buch („Catechisme“).
Einen Bezug zu niederländischer Zeichenkunst bemerkte erstmals Gisela Hopp.(Anm.2) Dieser Vorschlag wurde kürzlich konkre­tisiert von Robert-Jan te Rijdt, der dem Blatt enge Verwandtschaften zu Werken des Abraham van Strij attestierte.(Anm.3) Nicht nur technisch besitzt das Blatt Van Strij’sche Züge – in der hellbraunen Tusche und dem nervösen Lineament an Inv.-Nr. 21963 erinnernd –, sondern auch in Figurentypen wie dem erzürnten Schulmeister. Selbst die an der Wand befestigten Druckwerke gehören zum festen Motivrepertoire Van Strijs. Auf eine für diesen Künstler charakteristische Weise vermischen sich formale Anklänge an das 17. Jahrhundert – in den Kostümen, aber auch im großzügig angedeuteten Hintergrund links – mit modernen, in diesem Falle klassizistischen Elementen wie dem statuenhaft wirkenden Profilkopf des unglücklichen Knaben.(Anm.4) Die nahezu karikaturesk überzeichneten Typen unterscheiden sich von gesicherten Interpretationen der Lehrer-Schüler-Thematik bei Abraham van Strij, lassen sich aber mit anderen Genredarstellungen des Künstlers verbinden.(Anm.5) Ungewöhnlich sind in diesem Kontext lediglich die überaus feinen Federschraffen, doch wäre die stilistisch uneinheitliche Ausführung auch als Kriterium eines Alterswerkes zu betrachten.
Bislang nicht zu deuten war die teilweise durch Auswaschung verunklärte alte Beischrift in der rechten unteren Blattecke.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Gemäß Notizen in der Museumskartei.
2 Mündliche Mitteilung, Oktober 2008.
3 Mitteilung per E-Mail vom 2. 6. 2009 auf der Grundlage einer Digitalphotographie.
4 Ebd.
5 Vgl. je eine gemalte „Zeichenstunde“, Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-396, und Dordrecht, Dordrechts Museum, Inv.-Nr. DM/896/57, Floor de Graaf, Charles Dumas: In helder licht. Abraham en Jacob van Strij. Hollandse meesters van landschap en interieur omstreeks 1800, Ausst.-Kat. Dordrecht, Dordrechts Museum, Enschede, Rijksmuseum Twenthe, Zwolle 2000, Nr. 10; für die überzeichneten Physiognomien vgl. eine aquarellierte „Wirtshausszene“, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 9. 12. 1980, Nr. 254 mit Abb.
6 Deutet man den ersten Buchstabe als „L“ oder „D“, dann würde sich mit etwas Phantasie eine Interpretation als „Luther“ anbieten – ein Bezug auf die dargestellte Katechismus-Prüfung?

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts unleserliche alte Beischrift: "[...?]" (Feder in Schwarz); innerhalb der Darstellung im Buch bezeichnet: "Cate chisme" (Feder in Braun)

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); unten links bezeichnet: "lg 85" (Bleistift); rechts Stempel der Sammlung Glüenstein (L. 123); unten rechts nummeriert: "III" (Bleistift); unterhalb davon von anderer Hand bezeichnet: "B. C m [?]" (Bleistift); unterhalb davon von anderer Hand nummeriert: "103" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

nicht erkennbar
nicht erkennbar

Provenienz

Adolf Glüenstein (1849-um1917), Hamburg; Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg, Nr. 300; Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro/Argentinien (nicht bei Lugt); Schenkung von der Hellen 1962 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.534, Nr.1011