Giacomo Antonio Boni
Flora und Zephyr,
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Giacomo Antonio Boni

Flora und Zephyr,

Giacomo Antonio Boni

Flora und Zephyr

Boni stammt aus Bologna, wo er Schüler von Marcantonio Franceschini (1648–1729) war. Später arbeitete er mit Donato Creti und Carlo Cignani zusammen. 1714 ging er nach Genua, wo er in den folgenden Jahrzehnten eine umfangreiche künstlerische Tätigkeit ausübte. Seine gute Reputation verschaffte ihm auch Aufträge in Parma, Mailand, Brescia und San Remo. Inhaltlich umfassen diese Werke weltliche wie religiöse Themen.
Im Gegensatz zu dem reichen malerischen Werk lassen sich bislang nur sehr wenige Zeichnungen konkret mit diesem Künstler verbinden. Dabei sind zahlreiche Blätter von ihm 1887 in einem Auktionskatalog der Sammlung Santo Varni bezeugt.(Anm. 1) Die Hamburger Zeichnung weist auf dem Recto den Namen Boni auf, was aber wohl kaum als Signatur, sondern vielmehr als Einschätzung eines Sammlers zu bewerten ist. Mary Newcome bestätigte die Zuschreibung an Boni und betonte die Qualität des Blattes.(Anm. 2) Gut erkennbar ist Bonis Vorliebe, die feste und sichere Kontur mit sorgfältiger Weißhöhung und Lavierung plastisch zu beleben. Die ausgewogenen Proportionen der gekonnt durchgearbeiteten Zeichnung verdeutlichen, wie stark Boni von seinem Lehrer Franceschini beeinflusst worden ist. In dieser Hinsicht ähnelt das Blatt zwei Darstellungen Bonis mit Szenen aus dem Alten Testament in Darmstadt.(Anm. 3)
Die Hamburger Zeichnung zeigt mit „Flora und Zephyr“ ein im 18. Jahrhundert besonders beliebtes Thema. Die heitere Darstellung der Zusammenkunft der blumenbekrönten Göttin und des geflügelten Windgottes lässt vermuten, dass die Zeichnung als Vorstudie für ein Gemälde oder Fresko in einer Landvilla entstanden ist.

David Klemm

1 Vgl. zu diesem Katalog die Angaben im Genoese Baroque Drawings, bearb. v. Mary Newcome, Ausst.-Kat. Binghamton, University Art Gallery, Worcester Art Museum, Binghamton, N.Y. 1972, S. 52, Nr. 140.
2 Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 1. 2. 2008.
3 „Loth und seine Töchter“, Inv.-Nr. AE 1991; „Samson und Delila“, Inv.-Nr. AE 1992; vgl. Genueser Zeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Mit einem Anhang Genueser Zeichnungen in der Stiftung Kunsthaus Heylshof Worms, Redaktion Peter Märker, hrsg. v. Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Kataloge des Hessischen Landesmusems Darmstadt Nr. 15, Ausst.-Kat. Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt 1990, S. 156–157, Nr. 88–89.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "Boni" (Graphit); auf dem Verso: "Guido Bono laut zuverlässiger Beischrift" - handschriftliche Notiz von E. Schaar; "Mai"; "PE." (Bleistift)

Provenienz

Eckhard Schaar (geb. 1932), Hamburg; Herbert List (1903-1975); durch Testament an Eckhard Schaar vermacht, der das Blatt 2007 dem Kupferstichkabinett schenkte.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.104, Nr.72

IDEA. Jahrbuch der Hamburger Kunsthalle 2005-2007. Im Fokus Kunst um 1800, hrsg. von Uwe Fleckner, Hubertus Gaßner, 2009, S.194