Felice Giani, Stecher
Brunnen im Garten der Villa Albani,
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Felice Giani, Stecher

Brunnen im Garten der Villa Albani,

Felice Giani, Stecher

Brunnen im Garten der Villa Albani

Im Zentrum der Zeichnung steht eine von drei geflügelten Greifenprotomen mit Löwenfüßen getragene Brunnenschale. Diese ist mit ihren außen wie innen kannelierten Wandungen einem Blütenkelch ähnlich gestaltet. In ihrer Mitte erhebt sich eine auf einem Ständer befestigte Gruppe von drei Schwänen, aus deren Schnäbeln Wasser spritzt.(Anm.1) Die Inschrift auf dem Postament stellt eine Verbindung zur Villa Albani her, wo sich das Werk auch tatsächlich nachweisen lässt. Allerdings hat sich der obere Teil mit den Schwänen nicht erhalten.(Anm.2)
Derartige antike Gefäße mit reicher Reliefierung sind mehrfach nachweisbar. Aufgrund der kraftvollen plastischen Gestaltung wurde die Entstehung des Brunnens im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. angenommen.
In zeichentechnischer wie motivischer Hinsicht gut vergleichbar mit dem Hamburger Blatt ist Gianis „Monumentale Vase mit einem Betrachter“ in New York.(Anm.3) Auch hier findet sich der irritierende Kontrast zwischen einem sehr kleinem Menschen und einem Kunstwerk von monumentaler Größe. Im Unterschied zum Brunnen auf dem Hamburger Blatt ist die formale Nähe der Vase zu antiken Vorbildern stärker bewahrt. Darüber hinaus hat Giani verschiedentlich Vasen oder Tripoden mit stärker dokumentarischem Charakter festgehalten.(Anm.4)
Das Blatt gehört zu Gianis ironisierenden Antikendarstellungen, deren Zuschreibung und Deutung bei Inv.-Nr. 52322 ausführlich dargelegt werden.

David Klemm

1 Nur zwei der Schwäne sind eindeutig sichtbar, doch ist ein drittes vom Ständer in der Brunnenschale verdecktes Tier anzunehmen.
2 Für die Identifikation des Brunnens sei Wilhelm Hornbostel, Hamburg, gedankt. Vgl. Forschungen zur Villa Albani. Katalog der antiken Bildwerke II. Bildwerke in den Portiken, dem Vestibül und der Kapelle des Casino, Schriften des Liebieghauses, hrsg. v. Peter C. Bol, Berlin 1992, S. 86–88, Abb. Taf. 45, Nr. 177 (Beitrag C. Gasparri).
3 New York, Cooper Hewitt Museum, Inv.-Nr. 1901-39–460; 226 x 154. Anna Ottani Cavina, unter Mitarbeit v. Attilia Scarlini: Felice Giani 1758-1823 e la cultura di fine secolo, 2 Bde., Mailand 1999, II, S. 760, Nr. A1.10 und S. 763, Abb. 1098.
4 Vgl. Anna Ottani Cavina, unter Mitarbeit v. Attilia Scarlini: Felice Giani 1758-1823 e la cultura di fine secolo, 2 Bde., Mailand 1999, II, z. B. „Vasen“ S. 762, Abb. 1097 („Vasen“), New York, Cooper Hewitt Museum, Inv.-Nr. 1901-39–459, S. 800, S. 800 Abb. 1146 („Tripode mit Greifenwesen“), New York, Cooper Hewitt Museum, Inv.-Nr. 1901-39-2548.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Am Postament des Brunnens bezeichnet: "Villa Albani" (schwarze Kreide)

Unten rechts: Stempel der Sammlung Philippi (L. 1334); auf dem Verso in der Mitte Stempel der Sammlung Philippi (L. 1334); unterhalb davon Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ (Fragment): Buchstaben „RO“.

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (Lugt 1335); Legat Philippi an die Hamburger Kunsthalle 1908

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.190, Nr.244