Giambettino Cignaroli (Nachahmer?)
Mythologische Szene,
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Giambettino Cignaroli (Nachahmer?)

Mythologische Szene,

Giambettino Cignaroli (Nachahmer?)

Mythologische Szene

Die Zeichnung weist eine alte Zuschreibung an ein Mitglied der Familie Cignaroli auf, doch ist eine zwingende Begründung dafür bislang schwierig. Giambettino Cignaroli war ein vor allem im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts in Verona und Umgebung sehr erfolgreicher Maler. Seine Zeichnungen verraten bolognesische Schulung, sichere Proportionen und kompositorisches Geschick.(Anm.1) Das Hamburger Blatt lässt sich in dieses Schema nicht einfügen, wirken doch vor allem die Figuren puppenhaft zerbrechlich; ihnen fehlt die für Cignarolis Figuren typische physische Präsenz. Zudem ist die Komposition wenig spannungsreich aufgebaut. Die Zeichnung stammt daher mit Sicherheit nicht von Giambettino und auch sein jüngerer Bruder Giandomenico (1724–1783) ist als Zeichner deutlich sicherer.(Anm.2)
Allenfalls kann hier die schwache Kopie einer Komposition Cignarolis – z. B. für einen Festsaal in einem Veroneser Palazzo – vorliegen. Für ihn gesicherte Fresken weisen ihn als routinierten in der Tradition Tiepolos stehenden Entwerfer aus.(Anm.3) Allerdings sind diese Kompositionen mit ihrer stärkeren Untersicht deutlich anspruchsvoller.
Unklar bleibt, was für eine mythologische Szene dargestellt ist. Offensichtlich geht es um den Bittgang eines Menschen vor den Göttern, von denen Jupiter und Juno (mit Pfau) sowie etwas abseits Merkur zu erkennen sind. Denkbar ist auch, dass hier ein Sterblicher in den Himmel aufgenommen werden soll.

David Klemm

1 Vgl. „Die Flucht nach Ägypten“, Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 4659; „Biblische Szene“, Museo di Castelvecchio di Verona, Inv.-Nr. 12624 2 B 84. Vgl. Giorgio Marini unter Mitarbeit v. Giorgio Marinelli: I grandi disegni italiani del Museo di Castelvecchio a Verona, Mailand 2000, o. S., Nr. 42.
2 „Allegorie auf die Pflege der Maulbeerbäume“, Museo di Castelvecchio di Verona, Inv.-Nr. 25397 2 A 1942. Vgl. Giorgio Marini unter Mitarbeit v. Giorgio Marinelli: I grandi disegni italiani del Museo di Castelvecchio a Verona, Mailand 2000, o. S., Nr. 49.
3 Vgl. Francesca d’Arcais: Giambettino Cignaroli (Verona 1706-1770), in: Maestri della Pittura Veronese, hrsg. v. Pierpaolo Brugnoli, Verona 1974, S. 373-380, S. 379, Abb. 307, 308.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "Cignaroli fec" (Bleistift); auf dem Verso im unteren Bereich links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten rechts bezeichnet: "Cignaroli [..?]" (Rötel)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Kunsthalle gelangt

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.150, Nr.174