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Horst Janssen

Leporello: Die Geliebten des Don Juan

Die Ausstellung Horst Janssen. Leporello: Die Geliebten des Don Juan zeigt 50 übermalte Postkarten aus der Sammlung Gerhard Schack. Das Überzeichnen von Postkarten mit Abbildungen von Gemälden, Zeichnungen oder Druckgraphiken gehört seit den 70er Jahren zum festen Repertoire von Janssens Werk. 1972 erschien unter dem Titel Subversionen ein Leporello mit einer Auswahl seiner Übermalungen japanischer Motive. Im Text erklärt Janssen das Entstehen der Subversionen als „eine Variante kriegerischer Befriedigung“. So bereite es ihm ein „genüsslichen Vergnügen, eine bestehende Harmonie in leichtfertiger Bosheit zu zerstören. Ich meine das Weiter- oder Überzeichnen bereits vorhandener Bilder. Ihre Ordnungen im ersten und zweiten Zuge aufzubrechen, so dass uns in Erinnerung an das Gewesene eine kleine schmerzliche Erregung anfällt, die dann den zerstörerischen Stift im dritten, vierten und fünften Zuge zu neuen Harmonien bewegt.“

1973 folgte Missverständnisse mit Collagen und Umformungen von Bildern alter Meister bis hin zur Moderne. Beide Leporelli wurden von Gerhard Schack herausgegeben, durch dessen Sammlung japanischer Holzschnitte Janssen zu neuen Themen wie der „Kopie“ angeregt wurde. Im spielerischen Dialog mit dem Vorbild, das für Janssen immer eine Reibungsfläche und Herausforderung bedeutete, gelangen ihm neue Bildfindungen, wobei die Vorlage stets zu erkennen bleibt. Oft genügt es, die Abbildung auf den Kopf zu stellen, um mit Erstaunen die Vorlage zu erkennen. Auf dieses Spiel sind auch die „Geliebten des Don Juan“ angelegt. Die Gestalt des Don Juan, dem großen Verführer, wurde erstmals von Tirso di Molina (gest. 1648) in einem Theaterstück vorgestellt. Zahlreiche Autoren wie Molière, E.T.A. Hoffmann, Lord Byron, Baudelaire, Henry de Montherlant haben sich des Themas angenommen, in der Kunst des späten 19. Jahrhunderts haben Künstler wie Felicien Rops das Motiv zum Vorwand erotischer Darstellungen genutzt.

Gerhard Schack, ein enger Freund Horst Janssens und Leihgeber der Werke, verfasste die Texte des Ausstellungskataloges. Das Erscheinen dieser Publikation hat er nicht mehr erleben können. Gerhard Schack starb am 30. März 2007. Seit Jahrzehnten der Hamburger Kunsthalle und besonders dem Kupferstichkabinett eng verbunden, hat er seine Janssen-Sammlung 1997 dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt und damit den Grundstock für das Janssen-Kabinett gelegt. Seinem unerschöpflichen Wissen über das Werk des Künstlers verdanken wir zahlreiche Ausstellungen, die er in den letzten Jahren immer wieder mit großem Engagement angeregt und mitbetreut hat.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 60 farbigen Abbildungen im Verlag St. Gertrude, mit Texten von Gerhard Schack und einer Würdigung Gerhard Schacks von Dr. Petra Roettig und Dr. Ulrich Luckhardt