Philipp Otto Runge
Philipp Otto Runge
Auf dem als Bleistift- und Federzeichnung ausgeführten, mit einer Quadrierung versehenen Blatt erprobt Runge noch einmal verschiedene Haltungsmotive der Genien, dabei zwischen skizzenhafter, noch nicht endgültiger und konkreter, fest konturierender Anlage unterscheidend. Der in Feder konturierte Genius mit dem ausgestreckten Arm entspricht bereits der ausgeführten Grisaille, während das Umarmungsmotiv des rechts sitzenden, nur skizzenhaft angedeuteten Paares Inv. Nr. 1926-129 entspricht. Auch das untere, einander umarmende Genienpaar hat größte Ähnlichkeit mit den aufeinander zueilenden „Jüngling“ und „Jungfrau“ ganz rechts auf Inv. Nr. 1926-129, weshalb Traegers Vermutung, das Blatt sei in Zusammenhang mit den gegenüber seinem Vater am 27. Januar 1802 angesprochenen Veränderungen (Anm. 1), vielleicht sogar erst bei der Untermalung des Gemäldes entstanden, zu Recht besteht.
Peter Prange
1 Brief vom 27. Januar 1802 an den Vater, vgl. HS I, S. 219-220.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Unten rechts signiert und datiert: "PORunge 1802" ( Bleistift)
Oben in der Mitte nummeriert: "Nr 495 k 3" (Bleistift; Inv.-Nr. des Kunstvereins in Hamburg); auf dem Verso unten rechts bezeichnet und datiert: "Amors Triumph / erweiterte Idee / Dresden 1802" (Bleistift); oben rechts nummeriert: "14" (Bleistift)Verso
Titel verso: Aus einer Volute entwachsender Blumengenius mit Fackel
Technik verso: Schwarze Kreide
Provenienz
Nachlass des Künstlers; ab 1810 im Besitz des Bruders Johann Daniel Runge (1767-1856), Hamburg; nach dessen Tod am 12. 3. 1856 im Besitz der Witwe Philipp Otto Runges, Pauline Runge (1785-1881), geb. Bassenge; als deren Geschenk an den Kunstverein in Hamburg, 30. 4. 1856 (Hamburger Kunsthalle, Archiv des Kupferstichkabinetts, Archiv Nr. 307, Catalog der Sammlung des Kunst-Vereins in Hamburg, S. 107, Nr. 495 k1/4: "4 Blt. Amors Triumph, erweiterte Idee, friesartig. Dresden 1802. ... 2/3, 2 Bleifederskizzen. qfol.."); Geschenk des Kunstvereins in Hamburg an das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, 1891
Bibliographie
Annika Waenerberg: Urpflanze und Ornament. Pflanzenmorphologische Anregungen in der Kunsttheorie und Kunst von Goethe bis zum Jugendstil, Ekenäs 1992, S.78, Abb.44 auf S. 79 (verso)
Jörg Traeger: Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München 1975, S.124, 160, 327-328, Nr.232, Abb.
Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Bd. 19, 1974, S.13-36
Gunnar Berefelt: Verzierungen mit Einsicht und Sinn. Notizen um Philipp Otto Runge, in: Konsthistorisk Tidskrift 41, Stockholm 1972, S. 81-94, S.85
Katalog der Meister des 19. Jahrhunderts in der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Eva Maria Krafft, Carl-Wolfgang Schümann, Hamburg 1969, S.275
Gunnar Berefelt: Philipp Otto Runge zwischen Aufbruch und Opposition 1777-1802, Stockholm Studies in History of Art, Bd. 7, Stockholm 1961, S.143, Anm. 4, 155, Abb.169
Philipp Otto Runge 23. Juli 1777 Wolgast - 2. Dezember Hamburg 1810. Zeichnungen und Scherenschnitte. Gedächtnis-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle aus Anlaß der 150. Wiederkehr seines Todestages, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1960, S.12, Nr.68
Krause, Brigitte: Der Gott auf der Blume, Die Geschichte eines antiken Bildmotivs in der abendländischen Kunst, Leipzig 1955, S.121-122, Anm. 559
Stephan Waetzoldt: Philipp Otto Runges "Vier Zeiten", Hamburg 1951, S.160, Anm. 358
Christian Adolf Isermeyer: Philipp Otto Runge, Die Kunstbücher des Volkes, Bd. 32, Berlin 1940, S.127
Otto Böttcher: Philipp Otto Runge. Sein Leben, Wirken und Schaffen, Hamburg 1937, S.145-146, 291, 298, Abb.Taf. 9
Gustav Pauli: Philipp Otto Runges Zeichnungen und Scherenschnitte in der Kunsthalle zu Hamburg, Berlin 1916, S.29, Nr.22
Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1892, Hamburg 1893, S.48