Thu-Van Tran, Pénétrable

Die Wandmalerei Pénétrable ist ein Unikat, das vor Ort von der Künstlerin hergestellt wurde. Eine spezielle Mischung aus Kautschuk und chemischen Pigmenten durchdringt und bedeckt wie eine zweite Haut die makellose Oberfläche einer ehemals weißen Museumswand. Es entstehen geisterhaft wirkende Spuren und Flecken. Thu-Van Tran, die in Paris lebt, greift hierbei auf die Historie ihres Geburtslandes Vietnam zurück. Bei aller betörenden Schönheit der farbintensiven Wandmalerei erzählt die Künstlerin eine Geschichte der Kontamination, der Ausbeutung und des Kolonialismus: Um der gestiegenen Nachfrage nach Latexkautschuk seit den 1825er Jahren gerecht zu werden, importierten französische Segler den Samen des invasiven Kautschukbaumes Hevea brasiliensis nach Indochina, welcher auf dortige Pflanzen gepfropft wurde und sich explosionsartig vermehrte. Der Rückgang heimischer Pflanzen und die Verarmung des Bodens aufgrund von Monokultur waren die Folge dieser rücksichtslosen Transformation der Natur aus ökonomischen Gründen.

Thu-Van Tran erhielt 2023 den Rosa-Schapire-Preis der Freunde der Hamburger Kunsthalle. Ihr Gemälde Colors of Grey (2023) wurde von der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen erworben und ist zusammen mit der Wandinstallation Pénétrable Teil der Ausstellung ISA MONA LISA.